what’s different? ||| characteristics of british folks / last words

Deutsche und Briten, oder auch Deutsche und Iren. Zwei Völker, mit denen sich die Deutschen scheinbar bestens zu verstehen scheinen- die Weltkriege einmal außer Acht gelassen. Die Engländer erfreuen sich an unserem ähnlichen Humor, die Iren an unserem beständigen, taffen Charakter (…und unserem Humor 😀 ).

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Es ist Zeit vergangen seit ich hier den letzten Eintrag verfasst habe- nicht viel Zeit, aber doch eben schon fast ein ganzer Monat. Vor vier Wochen, fast auf den Tag genau, ist der Flieger aus London gelandet, wir konnten unsere Familien und Freunde wieder in die Arme schließen und haben viel erlebt- unabhängig von einander, denn diese Zeit ist jetzt vorüber. Die Zeit, in welcher man alles teilt: Mahlzeiten, Erkältungen (ja, die teilt man unfreiwillig auch miteinander), die „Zickereien“ in Problemsituationen, Geld (nur grob behält man da den Überblick), Schmerz und Leid, aber auch Freude und Glück und, am wichtigsten natürlich, die Erlebnisse und Erinnerungen- ganz besondere Momente eben. Unsere „Aufgabe“ war es, in jeglicher Situation für den jeweils anderen da zu sein; für Egoismus ist auf dieser intensiven Reise einfach kein Platz gewesen (meistens jedenfalls nicht). Und nun, gerade als wir die besten Teamplayer geworden waren, da hob das Flugzeug ab und brachte uns wieder nach Hause, zu unseren Familien, in unser vertrautes Umfeld, in welchem wir vielleicht manchmal doch egoistischer sind, als es unseren Mamas lieb ist. Und wie ich krampfhaft versuche, nicht in alte Muster zurück zu fallen, der Welt dankbarer, offener und vorausschauender zu begegnen, bestreite ich meinen Alltag doch mehr oder weniger erfolgreich. Die Zukunftsplanung steht an- konnte ich mir nach dem Abitur mit dem Satz „erst einmal nach England“ noch ein wenig Zeit verschaffen, musste selber nicht darüber nachdenken, wo ich eigentlich einmal stehen möchte im Leben. Doch ewig kann man sich nicht darum herum drücken, irgendwann muss man Entscheidungen treffen und dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Ich möchte gerne Geschichte studieren, in der Kombination mit Politikwissenschaften oder Germanistik- mal sehen, ich muss mich ja bald entscheiden… Seit ich, aus dem Bauch heraus, den Geschichts-LK gewählt habe, empfinde ich eine unfassbare Freude, wenn ich mich mit dem Fach auseinandersetze und ohne, dass ich sagen kann warum, fühle ich mich sicher aufgehoben im Studium der Geschichte (, glaube ich zumindest). So viel zu meiner groben Zukunftsplanung, die auf jeden Fall gerade im Moment in deutlich detaillierterer Form ausgearbeitet wird. Doch soll sie gar nicht das Hauptthema dieses Artikels sein, welcher unsere Englandreise nun endgültig abschließen wird- vielleicht werde ich dieses „Reisetagebuch“ hier aber bei anderen Reisen wieder aktivieren, wer weiß.

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Nach einem Monat in der Heimat, ja, eigentlich schon nach den ersten Stunden, sind mir so unglaublich viele Sachen aufgefallen, die Zuhause einfach anders funktionieren und über die möchte ich abschließend berichten. Bei diesem Artikel handelt es sich also mehr oder weniger um einen Vergleich zweier Länder, zweier Kulturen. So nah beieinander, aber Unterschiede gibt es eben trotzdem. Das Erste, was mir aufgefallen ist, direkt nachdem wir das Flugzeug verlassen hatten, war die Unfähigkeit der Deutschen, vernünftige und zügige (!!!) Passkontrollen durchzuführen. Nicht, dass ich lautstark in der Reihe darüber geschimpft hätte ( 😀 Nein, ich doch nicht)… Die elektronischen Schalter waren augenscheinlich kaputt, dies ließen jedenfalls die Schilder „nicht funktionsfähig“ verlauten, welche provisorisch an die Automaten angeklebt worden waren. Stattdessen kontrollierten zwei Zollbeamte jeden einzelnen Ausweis gefühlt zwei Minuten lang und teilten mir schließlich unnötigerweise mit, dass mein Ausweis 2015 gestohlen worden war- merkten dann aber an, dass ich ja offensichtlich einen Neuen besaß- Ach nee, danke dafür 😀 Nun fange ich an, sehr negativ über Deutschland zu berichten, das ist eigentlich nicht meine Intention! Klar, irgendwie ist man ja auch patriotisch, aber so sehr wie ich für Deutschland einstehe, so sehr habe ich auch die Briten lieben gelernt; die verrückten, manchmal etwas verquerten Briten, die aber trotzdem immer ein nettes Wort für uns auf den Lippen hatten. Nicht nur das! Dass sie dort drüben, auf der Insel, alle sehr höflich sind, ist ja schon zum Klischee geworden. Dass sich dies auch zu 100% unterschreiben lässt, scheint jedoch weniger bekannt zu sein. Noch heute werde ich von Menschen überrascht angeschaut, wenn ich mich beim Einkaufen kurz entschuldige, nur weil ich im Gang an jemandem vorbeigehe. Und ich bin dankbarer geworden, zumindest zeige ich meine Dankbarkeit mehr der Öffentlichkeit und mache mir diese dadurch immer wieder bewusst. Meine Freunde sind das alle überhaupt nicht gewohnt und haben mich auch schon darauf angesprochen: „Wieso bedankst du dich die ganze Zeit für alles was du tust?“ Doch dieses „Danke sagen“ das ist nicht einfach nur eine Floskel, ein schnell angehängtes „thanks“, das nichts bedeutet. Nein, es ist vielmehr zu einer Lebenseinstellung geworden; der Welt dankbar zu begegnen. Da ist aber noch mehr, was die Insel vom Festland unterscheidet. Der britische Humor. Obwohl wir Deutschen den Briten eigentlich in nichts nachstehen, finde ich. Im Fernsehen, habe ich das Gefühl, ist der britische Humor oft sehr platt und einfach, die Witze soll auch ja jeder verstehen. In Deutschland gibt es auch das politische Kabarett, anspruchsvoller und dadurch umso lustiger. Im Umgang untereinander sind die Briten allerdings wirklich für jeden Spaß zu haben und wenn man sich nicht gerade entschuldigt  (ein kurzes „sorry“ wird da meistens eingeworfen) oder gerade dabei ist, sich zu bedanken, dann wird das Gegenüber durch einen knappen Satz eben zum Lachen gebracht. Anders kann man in England schon fast gar nicht kommunizieren. Die „essentials“, die man braucht sind „thanks“, „sorry“ und ein breites Lächeln.

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So viel zu den charakteristischen Eigenschaften der beiden Länder. Doch auch das ist noch nicht alles… Großbritannien unterscheidet sich in vielen kleinen Dingen von England. Es sind Unterschiede, die man teilweise nicht einmal bemerken würde, käme man nur „auf Urlaub“ ins Land. Allgemein bekannt, ist wohl der englische Durst nach Tee. Unstillbar. Während der schwarze Tee, meist von der Marke „Yorkshire“, in wohl jedem Haushalt zu finden ist (und sei es nur der Ordnung halber), ist Früchtetee echte Mangelware, von Teesorten wie „Apfelstrudel“ und „Marzipan“ ganz zu schweigen; so etwas kennt der Engländer einfach nicht und so etwas würde er auch im Leben nicht trinken. Der schwört auf die Simplizität des herben Gebräues- meist jedoch noch optimiert mit Milch und Zucker. Nele, die ihren Tee am liebsten pur trinkt, stach da schon heraus unter all den eingefleischten Teetrinkern. Vor allem bei den Herberts in Frome hieß es morgens, mittags und auch nach dem Dinner: „Hot beverage anyone?“ oder man fragte einfach nur nach einer „cuppa“, dann war auch klar, was gemeint war. Tee ist wirklich DAS Nationalgetränk.
Auch bekannt dürften die oberirdischen Telefonleitungen sein, die sich in ländlichen Gegenden durch die Straßen winden. Heute in Deutschland unvorstellbar, hier Alltäglichkeit. Meilenweit führen sie auch zu den noch so entlegenen Häusern. Ebenso bekannt und unsinnig die Maßeinheiten der Engländer. Der weltliche Teil der Bevölkerung rechnet in Kilometern und Kilogramm, während viele jedoch die Einheiten der Meilen, Unzen und Inches bevorzugen. Beim Backen ist von „Cups“ und „measuring spoons“ die Rede und gäbe es das Internet nicht, um diese umzurechnen, wäre ich wahrscheinlich hoffnungslos verloren gewesen. Da fährt man die Straße entlang und plötzlich verkündet ein Schild, das nächste Dorf wäre 2 ¾ Meilen entfernt. Ja, hat man denn so etwas schon einmal gesehen? Ich nicht! Witzig ist einfach, dass es vielen Engländern selber auf den Geist geht und sie selber nur schwer den Überblick behalten können. Außergewöhnlich sind auch die Straßenschilder, welche verkünden, in welchen Bereichen es „rote Eichhörnchen“ gibt, die wurde nämlich von der grauen Eichhörnchenpopulation fast ausgerottet und stehen in England unter dem höchsten Naturschutz.
Genauso unverständlich wie die Beschillderung war uns die Mülltrennung. Wie lange haben wir gebraucht, um da durchzublicken… Da wäre eine Kiste (!), in welcher Glas und Papier gesammelt werden, eine Tonne mit Plastikmüll und eine weitere Kiste, in welche der „recyclebare Müll“ gehört, also Verpackungen, Milchkannen und Hundefutterdosen- doch wie behält man da den Überblick? Ich weiß nicht, wie oft wir in den Lakes unseren Müll einfach in „irgendeine Kiste“ geworfen haben, ohne zu wissen, was wo hingehörte. In Brighton wurde es schon besser und nach Canterbury hatten wir es so gut wie verstanden (nach ganzen drei Monaten), obwohl uns die Engländer immer wieder erklärten, dass auch sie nicht immer so ganz wüssten, was jetzt in welchen „Eimer“ gehören würde- drei Monate scheinen also eine gar nicht so schlechte Quote zu sein.

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Dass Alkohol eine Lebenseinstellung der Briten ist, zeigen nicht nur die zahlreichen Bierfestivals. In Frome gab es jeden Abend ein Glässchen Rotwein, Sherry, Cider oder Whisky, bei unseren Weihnachtseinkäufen staunten wir nicht schlecht, als wir Spirituosen-Adventskalender im Supermarktregal entdeckten, welche neben den Geschenkesets plaziert waren, in welchen sich zum Beispiel eine Flasche Whisky, das entsprechende Glas und Schokolade befanden- hier doch eher exotisch, in England und Irland eine Normalität. Wenn es für die Jugend nach genügend Alkoholkonsum Zuhause dann in die Clubs geht, wird es für die Ausstehenden erst richtig interessant, denn die Bekleidung der Mädchen ist extrem auffällig- und extrem dürftig. Ich erinnere mich noch gut an unseren ersten Clubbesuch in Brighton und den Moment als uns bewusst wurde, dass es normal war, bei 10°C Außentemperatur im bauchfreien Top und Minirock  und mit zehn Tonnen Make-up im Gesicht, aber ohne Jacke herumzulaufen- da waren wir schon froh, dass wir immerhin Sweatshirtjacken trugen… Doch nicht nur die Feieroutfits der Briten sind außergewöhnlich luftig, generell wird man auch im tiefsten Winter immer noch Menschen treffen die a) Sandalen tragen (die Zehen sind wahrscheinlich abgestorben) b) ohne oder nur mit einer ganz dünnen Jacke bekleidet herumlaufen oder c) kurze Hosen tragen. Und Letzteres haben wir wirklich oft gesehen! Brrrr!
Was wäre da noch Nennenswertes? Vielleicht das Kissenproblem, welches sich mir in jedem einzelnen Haushalt stellte. Die Engländer haben nämlich nicht nur ein Kissen in ihrem Bett liegen, sondern zwei. Ich weiß nicht, ob das gesamte Volk einen zu langen Hals hat, nein, ich weiß nur eins und zwar, dass mein Hals definitiv zu kurz ist und ich morgens mit verspanntem Nacken aufwachte, wenn ich doch einmal einen Versuch unternahm, auf zwei Kissen zu schlafen. Das zweite Kissen flog also jedes Mal in hohem Bogen aus dem Bett… Auch kennen es die Engländer nicht, dass in einem Doppelbett zwei Plumeaus liegen. In einem Video sah ich neulich Engländer, die nach Deutschland kamen und diese in einem Doppelbett vorfanden- sie verstanden die Welt nicht mehr. Für uns stellte das „Decke teilen“ allerdings kein so großes Problem dar, war in Frome doch unsere Heizung kaputt und wir waren froh uns irgendwie gegenseitig wärmen zu können ( obwohl, manchmal gab es schon einen Kampf um die Decke, insbesondere, wenn Border Collie Panda zwischen uns Platz finden wollte).

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Aber im Großen und Ganzen lief doch immer alles glatt, von besagten morgendlichen Kämpfen einmal abgesehen. Ich bin unfassbar froh, dass ich die Reise mit Dir, Nele, gemacht habe und meine es ehrlich, wenn ich schreibe, dass es wohl keine bessere Reisegefährtin als dich gegeben hätte (und auch immer noch gibt). (Ich hoffe, du nimmst mich mit nach Asien!) Mögen unsere Charaktere noch so unterschiedlich sein, wir haben diese Reise zusammengemeistert, mit allen Probleme (okay, ehrlich gesagt gab es keine Probleme 😀 ) und Stresssituationen (keine Ahnung, hatten wir je eine?), haben zusammen unvergessliche Erinnerungen kreiert! Für jede Freundschaft ist so eine Reise einen Zerreißprobe, die wir wahnsinnig gut überstanden haben. Danke dafür!!! Ich vermisse es wirklich, mit dir zusammen meinen Alltag zu bestreiten. Ich vermisse unsere mehrstündigen Bus- und Zugfahrten durch die Weiten der schottischen Highlands oder die sanften Hügel Irlands, auf dem Weg zu den „culchies“. Also sag Bescheid, wenn du wieder deine Koffer packst, ich stehe parat!

Den treuen Lesern und auch denen, die hinzukommen, möchte ich abschließend dafür danken, dass ihr unsere Reise mitverfolgt habt- ich hoffe, auch ihr konntet von diesen „Tagebuchenträgen“ irgendeinen Nutzen tragen- und sei es nur etwas Entspannung nach einem anstrengenden Tag…

Fühlt euch gedrückt!
Vielleicht bis bald!

Eure Lara

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the last days in london… the end of a journey

Acht Tage in London zu bleiben, erschien uns zu Beginn richtig lang. Der Vorteil ist jedoch, dass man einfach genug Zeit hat „zu leben“, die Stadt erleben. Man bekommt einen ganz anderen Eindruck, ist eher Teil, als nur Betrachter. Vor allem, wenn man nach dem Konzept geht, die alternativen Veranstaltungen zu besuchen und sich nicht an den Pflicht-Attraktionen zu halten. So spart man nicht nur eine Menge Geld, sonder erlebt einfach viel eindrucksvollere Sachen. Außerdem gibt einem dieser Zeitraum die Möglichkeit, einmal Inne zu halten, dem London-Feeling nachzuspüren- einfach bewusster zu erleben.

Sonntag war wieder einer dieser Tage, an welchem alles von Vorne bis Hinten gestimmt hat. Wir sind recht früh aufgestanden, haben unseren Rucksack gepackt, dann ging es mit dem Bus nach Shoreditch. Der „Columbian Road Flower Market“ beginnt bereits um vier Uhr in der Früh, wenn die Verkäufer von den Großhändlern kommen, doch er dauert bis in den Nachmittag hinein, sodass es kein Problem darstellte, dass wir erst um kurz vor elf ankamen. Das Viertel, in welchem der Markt stattfindet, wirkt etwas französisch, verstärkt wird dieses Gefühl noch durch stimmungsvolle Musik von Straßenkünstlern, in unserem Fall war es ein Mädchen, das Akkordeon spielte. Durch enge Gassen gelangten wir zum Blumenmarkt, dessen Schönheit sich nicht in Worte fassen lässt. Es war voll, ja, aber das tat den Farben, Gerüchen und Geräuschen keinen Abbruch. Hunderte von unterschiedlichen Blumen und Pflanzen, Orangenbäume und große Palmen, Schnittblumen, Blumenzwiebeln und Topfpflanzen, auf diesem Markt findet jeder, was er sucht und das auch noch zu einem geringen Preis!
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Wir schlenderten die Straße entlang, machten uns dann auf den Weg zu einem der besten Vintagemärkte Londons, dem „Brick Market“. Dieser liegt ebenfalls in Shoreditch und nach zwanzig Minuten laufen, kamen wir am einen Ende der Straße an. Das Coole an dem Markt ist, dass nicht nur die Stände in den Straßen Vintagekleidung verkaufen, sondern auch die Geschäft selber hauptsächlich das Retrokonzept verfolgen. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel, oder auf „Cloud 9″, wie die Engländer sagen würden. Shoreditch ist bekannt für seine Graffitis, die die Häuserwände „zieren“ und davon gibt es wirklich einige. Besonders in den Nebenstraßen finden sich die unglaublichsten Kunstwerke.
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Der Markt zieht sich durch das ganze Viertel. In einer Halle entdeckten wir einen „Streetfood Market“ und das war wirklich der Fund des Tages, denn alle Verkäufer der asiatischen, mexikanischen, und europäischen Gerichte bieten einem Probiergabeln an. Und so probiert man sich durch den ganzen Markt- wird sogar zum Probieren aufgefordert. Süß, herzhaft, scharf, mild, Gnocchi, Lammfrikadellen, Kebab, koreanische Pfannkuchen, Schokolade, chinesische Nudeln, frittiertes Hühnchen und, und, und… Zwischendurch gönnten wir uns noch unsere Brothälfte mit Butter, dann ging es weiter. Wir folgten dem Straßenverlauf und stießen auf immer mehr Vintagemärkte, in Gebäuden drin, oder auch auf der Straße. Besonders an einem Sonnenbrillenstand hatten wir sehr viel Spaß und verbrachten dort ungefähr eine Viertelstunde damit, die verrücktesten Sonnenbrillen anzuprobieren und Fotos zu machen. Auf einem zweitem Streetfood Markt gab es noch mehr zu probieren und weil wir uns ja sonst nichts gönnen, kauften wir an einem italienischen Stand eine Mini-Cannelloni mit Zitronenfüllung sowie ein kleines der bekannten „Sfogliatelle“-Hörnchen- es war alles sehr süß, aber auch sehr lecker! So verstrich die Zeit, wir genossen das Stöbern, das Essen und die Atmosphäre und auch die Straßenkunst, die dem Stadtteil sein ganz eigenes Flair verleiht. Einstimmig könne wir sagen, dass Shoreditch unsere Lieblingsecke in London geworden ist! Es war einfach richtig, richtig schön!
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Zuhause schrieb ich dann an meinen Blogposts weiter, ehe wir uns auf den Weg nach Angel machten, wo wir ein weiteres Mal den „Angel Comedy Club“ besuchen wollten. Der Club ist in zwei Pubs vertreten und weil wir das letzte Mal im „Camden Head“ gewesen sind, wollten wir dieses Mal das „Bill Murray“ ausprobieren. Was wir nicht wussten, war, dass es sich bei der Vorstellung um eine Improvisationsshow handelte, welche von vier Comedians veranstaltet wurde. Lasst euch gesagt sein, ich habe vor Lachen geschrieen, während mir wortwörtlich die Tränen die Wangen herunterliefen. Es war genial!
So ging ein ganz, ganz toller Tag zu Ende, an welchem wir wieder so viel gesehen haben…
Ich muss mich immer wieder kneifen und mir sagen, dass ich wirklich gerade durch London laufe und genau das tue, wovon ich seit der der siebten Klasse geträumt habe.
Den Montag haben wir wieder ziemlich entspannt verbracht. Mit der Tube sind wir ins Zentrum gefahren, die Oxford Street entlang gelaufen, am Piccadilly Circus vorbei. In Mayfair haben wir vor der amerikanischen Botschaft in einem Park zu Mittag gegessen, ehe wir weitere Erkundungen im „Botschaftsviertel“ angestellt haben. Dort fahren die verrücktesten (arabischen) Autos umher und alle ist extrem stylish, herausgeputzt und schreit nur so nach „Kohle“… Aber es ist trotzdem immer wieder interessant, auch diese Teile einer Stadt zu sehen. Durch den „Green Park“ kamen wir wieder zum „Buckingham Palace“, wo ein leichter Nieselregen einsetzte.- Eigentlich jedoch, steht es uns nicht zu, uns zu beklagen, da wir ja wirklich Glück mit dem Wetter haben (an zwei von acht Tagen Regen ist ja nicht allzu viel- London schlägt sich wacker!). Am „Birdcage Walk“ liegen diverse Ministerien und Behörden, auch die des Militärs und so durften wir mit ansehen, wie eine Truppe von gut vierzig Soldaten, mit ihren Plüschhelmen ihr Gewehr schulterte und losmarschierte.
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Am Piccadilly Circus

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eine besondere Notrufsäule

„Alle Straßen führen nach Rom.“ In London führen sie entweder zur Kathedrale, zum Palast oder eben zu den „Parliament Square Gardens“, an welchen „Westminster Abbey“,“Big Ben“ und das „House of Parliament“ liegen. Über die „Westminster Bridge“ gingen wir am „London Dungeon“ vorbei, unter dem „London Eye“ hindurch, zur „Waterloo Underground Station“. Ziel von uns war es, mit allen Tube-Linien zu fahren, die es in London gibt. Mit der „Waterloo & City“- und der „Metropolitan Line“ fahren zu können, stellte sich als gar nicht so leicht heraus, da diese nur auf begrenzten Strecken verkehren und teilweise nicht mehr als zwei Haltestellen aufweisen. Ein Plan  musste her: Wie kommt man nach „Little Venice“ und kann gleichzeitig mit den verbliebenen Linien fahren? Wir haben das wie folgt gelöst, wir hatten ja Zeit…

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„Folge der pinken Linie“- unsere Route nach „Little Venice“

Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir „Little Venice“, welches im Viertel Maida Hill liegt. Der Regen hatte nachgelassen und das Wetter erlaubte uns, zwischen den heftigen Windböen sogar mal die Kapuzen abzunehmen. „Little Venice“ ist die Bezeichnung für die Umgebung um einen der Kanäle Londons, auf welchem sich Hausboote auf dem Wasser und Parkanlagen am Ufer aneinander reihen.- Wir fanden den Titel „Little Amsterdam“ eigentlich schöner, aber wir konnten das Areal ja auch nicht in seiner vollen Pracht genießen, denn das scheint eigentlich nur im Sommer möglich…
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So war unser Ausflug dorthin von nicht allzu langer Dauer und nach einem kurzen Aufenthalt auf der Rolltreppe in „Charing Cross“, standen wir schließlich an einem weiteren Knotenpunkt Londons, am „Trafalgar Square“, wo wir beschlossen, uns noch eine „Sausage Roll“ (in Blätterteig eingebackenen Würstchen, einer der britischen Snack-Klassiker) zu kaufen und anschließend nach Hause zu fahren, denn das Wetter wurde einfach nicht besser. Wurde es dann aber doch, natürlich. Gerade als wir im Bus saßen kam noch einmal die Sonne heraus und färbte den Himmel orange-rosa.
Zuhause nutzte ich das Bisschen Zeit, das wir noch hatten, um an meinen Artikeln weiterzuarbeiten, dann fuhren wir ein letztes Mal nach Angel. Einer unserer letzten Punkte auf der „England To-Do Liste“ war ein Besuch bei der portugiesischen Restaurant-Kette „Nando’s“, welche in England extrem populär ist und, um die Improvisatoren von „Shoot from the Hip“ vom Vortag zu zitieren, gerne als Ort für „first and last dates“ dient. Für uns sollte es wortwörtlich das allerletzte Date sein.
Wir teilten uns ein Hühnchen, mit Salat und Reis, Pommes und Quinoa, ließen es uns so richtig schmecken!
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Pappsatt machten wir anschließend einen kleinen Spaziergang zum Pub „Camden Head“, in welchem ein weiterer Auftritt von „Shoot from the Hip“ von „Angel Comedy“ auf dem Programm stand. Dieses Mal gab es nicht vier, sondern zwei Comedians, die auf der Bühne den Rufen des Publikums Folge leisteten und uns mal wieder zum Lachen brachten. Wir saßen in der ersten Reihe, hatten den besten Blick und viiiel zu lachen.
Müde, aber gut gelaunt kehrten wir in unser AirBnB nach Hackney zurück, jetzt hieß es ein letztes Mal: Packen.
Packen, denn in weitaus weniger als vierundzwanzig Stunden würden wir nach fast sechs Monaten unseren Eltern wieder gegenüberstehen. Die Flüge nach Köln-Bonn waren gebucht, die Tickets im Copyshop ausgedruckt und wir reisefertig, zumindest nachdem wir mit Packen fertig waren.
Es war die letzte Nacht in einem fremden Bett, in einer „fremden“ Stadt, in einem „fremden“ Land, welches innerhalb der letzten Monate zu unserem zweiten Zuhause geworden ist. Ein letztes Mal kuschelten Nele und ich uns aneinander, bewusst, dass wir unser Bett ab der kommenden Nacht mit niemandem mehr teilen müssten (endlich?!).

Wir erwachten um sechs Uhr in der Früh, im Nu waren wir angezogen, die restlichen Dinge zusammengesucht, dann gab es einen letzten Instant-Kaffee, Cornflakes und Obst. wir verließen das Haus bei Sonnenschein um zehn vor acht, bepackt mit all unserem Hab und Gut, in der Hoffnung, die Gewichtsbegrenzungen auf der Kofferwaage nicht zu überschreiten. Mit dem Bus fuhren wir zunächst nach Tottenham Hale, welches im Norden von London liegt. Dort wollten wir dann unsere Oystercards zurückgeben und uns das Restgeld erstatten lassen, doch ein Beamter teilte uns mit, dass dies an der Station nicht möglich sei. Weil wir es aber mit einem ganz besonders netten Mitarbeiter zu tun hatten, schickte dieser mich mit der Tube zur nächsten Station, „Blackhorse Road“, wo mich zwei weitere Mitarbeiter in Empfang nahmen und mir halfen, das Geld aus dem Automaten herauszubekommen. Mit Telefongesprächen und Trubel klappte dies schließlich, dann fuhr ich wieder zurück zum Bahnhof, wo Nele mit unserem Gepäck auf mich gewartet hatte. Dies geschah innerhalb von zehn Minuten und wir hatten tatsächlich noch genügend Zeit, um den Shuttle-Zug zum Flughafen in Stansted zu bekommen. Circa eine Stunde fuhr der Zug durch die Vorstädte Londons, dann sahen wir noch einmal die Landschaft von Englands Süd-Osten, ehe wir das Flughafengelände erreichten.
Dann ging alles ganz schnell: Am Schalter wogen wir unsere Koffer (erleichtert stellte ich fest, dass ich meinem Koffer trotz seiner 21 Kilogramm das Bändchen ankleben durfte) und stellten uns an der Sicherheitskontrolle an. Mein Rucksack wurde natürlich herausgezogen, wegen verdächtigem Inhalt, doch es stellte sich heraus, dass es die Form des Adapters war, welche die Geräte als Flaschenboden identifiziert hatten.
Nach ein paar Minuten des nervösen Wartens (ich hatte mein Taschenmesser in besagtem Rucksack, es wurde auch beim dritten Flug nicht entdeckt- Sicherheitslücke?!) wurden wir dann direkt zum Gate gelotst, lästiges Warten blieb uns erspart. Ein letztes Mal führte uns unser Weg durch die Parfümabteilung, welche ich mit zugehaltener Nase und lautem Geschimpfe durchquerte- dieser Gestank dort ist einfach abartig! Wir erreichten unser Gate. Es dauerte ein Wenig, bis uns bewusst wurde, dass uns ab jetzt jeder verstehen konnte, ab jetzt waren wir wieder umgeben von Deutschen, ab jetzt konnten wir nicht mehr so einfach über die Größe des Handtaschen-Hündchens witzeln, wie wir es in England so unglaublich oft getan haben… Ich öffnete meine Jackentasche und holte für Nele und mich zwei Tütchen „HARIBO Saftgoldbären“ heraus, hatte ich sie doch in der Abflugshalle in Köln vor sechs Monaten von meiner Mama zugesteckt bekommen und behalten. Jetzt schien mir der richtige Zeitpunkt, sie zu essen. Wir warteten vielleicht zehn Minuten, dann hieß es „Boarding“. Geschlossen maschierten die Fluggäste zur Maschine, die bereits auf ihrem Parkplatz auf uns wartete.

 

 

Das Handgepäck wurde abgegeben, dann erklommen wir die Stufen. Ein letztes Mal drehte ich mich um, ließ den Blick über das Rollfeld schweifen, prägte mir ein, wie die Sonne vom wolkenlosen Himmel schien und das Metall der Gebäude sowie die anderen Flugzeuge zum Glitzern brachte. Mein Sitzplatz befand sich in der hintersten Reihe in der Mitte, der Platz am Gang blieb frei, aber rechts neben mir saß eine Deutsche, die allerdings zwei Minuten nach dem Start in einen tiefen Schlaf fiel. Ich stöpselte meine Kopfhörer ein, wählte die passende Musik aus, es war eine Mischung aus „England-Songs“, natürlich war auch „On my Own“ von Niall dabei 😀 Die Maschine bewegte sich langsam auf die Startbahn zu, erreichte diese, wurde immer schneller und schneller, ehe sie mit einem Ruck abhob und ich einer der Passagiere war, die den Kontakt mit dem englischen Boden verloren. Unter Tränen nahm ich Abschied von einem Land, das mir so unglaublich viel gegeben hat, Erinnerungen, Erfahrungen, Lehren, Freundschaften, …  So viele Menschen haben wir getroffen, so viele Orte gesehen, so viel für das Leben gelernt. Ich würde lügen, wenn ich das vergangene halbe Jahr nicht als das Beste meines Lebens bezeichnen würde.
Und während wir so über das türkisblaue Meer flogen, erinnerte ich mich zurück an den Hinflug von Köln nach Manchester, an welchem ich doch so beeindruckt von der englischen Landschaft gewesen bin.
Irgendwann begann der Landeanflug, wir erreichten Düsseldorf und ich sah zum ersten Mal wieder den Rhein , welcher durchs Land meandert. Das war dann der Zeitpunkt, ab welchem ich vor Freude gweint habe, „Home es wo d’r Dom es“ im Hintergrund lief. Ich erkannte Köln, dann den Königforst, unsere Maschine sank tiefer und tiefer, mit einem Ruck setzten wir auf und  hatten wieder deutschen Boden unter den Füßen.

Ich war die zweite die das Flugzeug verließ und von strahlendem Sonnenschein begrüßt wurde, Nele folgte dann auch und zusammen folgten wir dem Strom zur Passkontrolle. Typisch deutsch war, dass lediglich zwei Beamte an einem Schalter saßen und jeden Pass einzeln untersuchten. In England gab es dafür Scan-Maschinen. Der Witz: Die standen hier auch, nur waren sie alle kaputt und damit außer Betrieb. Willkommen zurück in Deutschland!
Wir wurden kontrolliert, holten unser Gepäck, ein letztes Mal, und wussten, dass hinter der Glastür unsere Mamas auf uns warten würden, aber auch das unsere Reise jetzt hiermit zu Ende ging. Wir blickten uns an, dann nickten wir  uns zu und begaben uns zu zweit zum Ausgang. Dann weiß ich nur noch, wie meine Augen meine Mama in der Masse suchten, sie fanden, wir auf sie zu liefen und erst einmal weinten. Die Umstehenden bezeichneten es als herzzerreißend und Mama und Meike sagten, es habe gewirkt, als hätten wir einen Gefängnisaufenthalt hinter uns, doch es waren einfach alle Emotionen und Gefühle, welche uns einfach überwältigten. Diese unglaubliche Freude endlich wieder meine Mama im Arm halten zu können.

Meike hatte uns sogar extra ein Schild gebastelt, dieses und auch Timmy (Neles Hund) wurden dann begrüßt und begutachtet und nach einem allerletzten Foto traten wir, zum ersten Mal nach sechs Monaten getrennt, die Heimreise an.

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Das allerletzte Foto… 😦

Zuhause wartete mein Papa ganz ungeduldig auf mich und nach einem großen „Hallo“, versteckte ich mich in meinem Zimmer, um Anike zu überraschen, die irgendwann glaubte, ich wäre tatsächlich noch nicht wieder da, sich aber natürlich um so mehr freute, als ich plötzlich im Raum stand und auch ein Stück von Mamas Apfelkuchen forderte. Dann kam noch Katha, Anikes beste Freundin, vorbei und wir überraschten Gaby und Ted (Anikes Eltern, meine Zweiteltern), welche natürlich noch weniger mit meinem plötzlichen Erscheinen rechneten als Anike, sich aber riesig freuten.
Und dann saß ich am Essenstisch, zusammen mit Anike und meinen Eltern, und begann zu erzählen…
So geht eine sehr turbulente Zeit zu Ende, wir sind wieder Zuhause und momentan dabei, die Haushalte unserer Freunde abzuklappern und alle wiederzutreffen.
Trotzdem werden noch ein paar Artikel folgen!
Ich umarme euch alle!
Grüße aus Kölle (eher vom Berg)!
Eure Lara

what to see for free london travel guide II

Also der „Steak and Kidney Pie“ war schon mal nichts- aber von so etwas lassen wir uns ja nicht aus der Ruhe bringen, wir haben einfach nur den Blätterteig gegessen 😀 Dann kam der Donnerstag, an welchem der Himmel strahlend blau und wolkenlos war und die Sonne so warm, wie schon lange nicht mehr. Überzeugt, dass 13°C quasi Frühlingswetter seien, ließen wir unsere Winterjacken Zuhause und ich zog stattdessen meine, in Limerick erworbene, Sommerjacke an.

Die Aussicht aus unserem Zimmer in Fulham

So machten wir uns auf den Weg nach Westminster, wo wir am „House of Parliament“ ausstiegen, den eingerüsteten „Big Ben“ bestaunten, dann an „Westminster Abbey“ vorbei, zum „St James Park“ liefen, durch welchen wir auch schon mit unserer Schulklasse gelaufen sind. Der Weg führt neben dem angelegten See her, direkt zum „Buckingham Palace“. Dieses Mal haben wir kein Mitglied der „Royals“ gesehen (letztes Mal war es Prince Charles gewesen, der an uns vorbeigefahren wurde), aber schöne Fotos konnten wir trotzdem machen, auch von den „Guards“, die auf Ausritt auch die „Mall“ runterrreiten.

Big Ben, eingrüstet

Westminster Abbey

Buckingham Palace

Wenn man diese entlang geht, gelangt man zu den königlichen Pferdeställen, die von der hellen Frühlingssonne regelrecht angestrahlt wurden. Vor den Ställen sitzen die „Guards“ auf ihren Pferden und sind angewiesen, keine Miene zu verziehen, wenn Touristen aus aller Welt ihre Erinnerungsfotos knipsen.

Überquert man „Whitehall“ und folgt der Seitenstraße, gelangt man direkt an die Themse, wo wir uns, gegenüber des „London Eyes“ auf einer Bank niederließen und das übliche zu Mittag aßen: Ein halbes Brot mit selbstgemachter Knoblauchbutter, danach gab es Mandarine und einen Keks als Nachtisch. Witzig ist einfach, dass wir auch genau die Orte besuchen, an welchen wir mit der Schule gewesen sind, sodass man ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herspringt und sich an die verrücktesten Erlebnisse der Klassenfahrt erinnert.

Anschließend nahmen wir die Tube nach „London Bridge Station“, von wo aus wir zum „Borough Market“ liefen. Er befindet sich unter einer Brücke der „Overground“ in Londons Stadtteil „Southwark“. Händler bieten dort einem breiten Publikum ihre Waren an. Es gibt Kuchen, frisch gebackenes Brot, Fisch, Obst und Gemüse, Olivenöle, Schinken, Würste und Käse- und das Beste ist: Man kann alles probieren. So aßen wir uns also quer über den Markt, bis wir in einer Nebenstraße einen kleinen deutschen Laden entdeckten, in welchem es ausschließlich Produkte aus Deutschland zu kaufen gibt, welche man in englischen Supermärkten nicht findet, genauso wie es den „English Shop“ in Köln gibt. Im deutschen Laden gab es Produkte von „Maggi“, Eintöpfe, eine Backmischung für Bienenstich, Würste und Apfelkraut, Rittersport-Schokolade und Aachener Printen… Unsere Vorfreude auf Zuhause stieg gewaltig, denn das, was wir wohl am meisten an Zuhause vermissen, ist einfach das Essen (wie sollte es auch anders sein, momentan sind unsere Abendessen nämlich ziemlich spärlich, was die kulinarische Vielfalt angeht)…

Borough Market mit „The Shard“ im Hintergrund

Wir spazierten über die London Bridge, genossen den Ausblick auf Londons Skyscraper mit der Tower Bridge daneben und konnten nicht fassen, dass der Himmel immer noch strahlend blau waren.

In Soho besuchten wir den „Phoenix Garden“, welcher eigentlich eine kleine Oase voller Wildblumen inmitten der großen Stadt darstellt, momentan jedoch eher einem Urwald gleicht, der unsere Herzen nicht wirklich für sich gewinnen konnte- aber im Sommer ist es bestimmt schön da! Mit der „Bakerloo Line“ fuhren wir zur „Baker Street Number 121b“, welches die Adresse des wohl berühmtesten Londoner Detektivs der Welt ist: Sherlock Holmes. In „seinem“ Haus, befindet sich ein Museum (,welches wir natürlich nicht besuchten- weil teuer), im Museumsshop jedoch, bestaunten wir die verrücktesten Holmes-Souvernirs, ehe wir einen weiteren Spaziergang unternahmen, dieses Mal durch den „Regent’s Park“ und „Maida Hill“ / „South Hampstead“- bis wir an der „Abbey Road“ ankamen. Schon von Weitem erkannten wir den berühmten Zebrastreifen- an den posierenden Touristen, die in regelmäßigen Abständen den Verkehr aufhalten, weil auch sie gerne ein Foto von sich hätten, wo sie in der Beatles-Pose vor den „Abbey Road Studios“ posieren.

Die Zeit reichte noch für ein Eis bei Mc Donald’s, dann sprangen wir in den nächsten Bus, welcher uns nach „Primrose Hill“ brachte. Dies ist ein Park, welcher in „Camden“, im Norden Londons, liegt und ein beliebter Aussichtspunkt auf Londons Skyline ist. Besonders bei Nacht ist London ein Blick „von oben“ werden, wir wollten uns dort den Sonnenuntergang ansehen. Es war windig und empfindlich kalt geworden, aber wir hielten durch und während die Sonne im Westen der Stadt hinter den Häusern versank, gingen in den hohen Bürogebäuden langsam die Lichter an. Wir saßen nebeneinander, „weit“ weg von der Stadt, sahen ihr aus der Ferne beim Pulsieren zu und genossen die ruhigen Minuten.

Allzu viel Zeit zum Verweilen blieb uns jedoch nicht: „Canary Wharf“ und die „Isle of Dogs“ gehörten früher zum alten Hafengelände, jetzt sind sie das Zuhause der Banker. Umgeben von Wasser ragen die Skyscraper in den Himmel. Man kommt sich ganz klein vor, wenn man durch das schier endlose Labyrinth aus Hochhäusern läuft, auf der Suche nach den „Winter Lights“.

Bei den „Winter Lights“ handelt es sich um eine Ausstellung, welche in öffentlichen Gebäuden, aber auch draußen auf öffentlichen Plätzen in „Canary Wharf“ stattfindet und zahlreiche Besucher anzieht. Die „Sonic Light Bubble“ steht vor dem Eingang zur Bahnstation und beginnt zu leuchten und Musik von sich zu geben, sobald ein Person sich nähert.

Durch Zufall begutachteten wir sie / genau zu Beginn der „Rush Hour“ und wurden Zeugen eines verrückten Schauspiels: Hunderte von Menschen versuchten, in die U-Bahn-Station hinein zu kommen und so bildete sich eine riesige Traube vor dem Eingang. All diese Menschen hatten gerade ihre Arbeit beendet und schien unmöglich, sie alle in die Bahnen zu bekommen (haben die Rush Hour in der Tube selbst erlebt- ist dann sehr eng dort!). Ein Mann verteilte Infobroschüren zur Ausstellung und mit einem Stadtplan ausgestattet, suchten wir uns unseren Weg von Installation zu Installation und standen plötzlich am Ufer der Themse, mit Blick auf die „City of London“.

 

 

Das ist nicht der Ausblick, sondern nur Hafengelände…

Unsere Kameras konnten die Aussicht nicht wirklich einfangen, aber glaubt mir, es war wunderschön. Zu dem Zeitpunkt war ich allerdings schon halb erfroren und freute mich umso mehr, als ich erfuhr, dass ein Teil der Ausstellung eben auch Innen zu sehen war. Die Kunstwerke waren wunderschön, magisch und unglaublich kreativ- kurzgesagt: Es hat sich wirklich gelohnt!

Kunst im UV-Licht

Vom Keller des Gebäudes fuhren wir mit dem Aufzug nach oben in den „Rooftop Garden“, in welchem, zwischen Palmen, Farnen und Gräsern, noch zwei weitere Kunstwerke ausgestellt waren.

Auf der Karte sahen wir, dass noch mehr Installationen in einem Bürogebäude ausgestellt sein sollten. Wir folgten der Wegbeschreibung, standen in einem riesigen Foyer, sahen uns ratlos um. Dann entdeckten wir eine Treppe am Ende des Raumes, welche uns in eine unterirdische Stadt brachte, welche man nicht einmal erahnen kann, wenn man überirdisch auf der Straße steht: Unter der gesamten Stadt , welche scheinbar ausschließlich aus Bürogebäuden zu bestehen scheint, befindet sich eine riesige Shopping Mall, die alle Geschäfte enthält, die man sich nur so denken kann, auch Supermärkte. Eigentlich logisch, denn auch die Banker wollen ja einkaufen gehen, aber trotzdem total unerwartet! Dort fanden wir die letzten Kunstwerke, bevor wir zurück nach Hause fuhren.

Am Freitag endete unsere Zeit in Fulham, wir sind nämlich umgezogen und wohnen jetzt im Londoner „Borough“ Hackney. Er liegt genau auf der anderen Seite der Stadt, im Osten, auch in Zone 2. Ich finde es immer wieder irre, dass wir für den Umzug innerhalb einer Stadt genauso lange gebraucht haben wie von Limerick nach Galway (1,5 h). Wegen des Umzugs hatten wir nicht mehr allzu viel vom Tag, wollten aber das Beste daraus machen: Wir fuhren zum Hyde Park, wo wir unseren Spaziergang an der „Speaker’s Corner“ begannen. Von dort liefen wir zum „Kensington Palace“, in welchem nicht nur Queen Victoria, sondern auch Lady Diana gelebt haben.

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Kensington Palace

 

Das Wetter war zwar nicht so gut wie am Vortag, aber die Sonne kam zwischendurch trotzdem heraus und erleuchtete die „Sunken Gardens“ sowie die Orangerie neben dem Schloss. Am Spätnachmittag fanden wir uns an Londons Museum für Moderne Kunst ein, dem „Tate Modern“, welches in „Southwark“ liegt. Wir sahen uns die Ausstellungen an, welche wirklich sehr, sehr abstrakt waren und meiner Meinung nach auch ein wenig abstrus- aber das sieht ja jeder anders… Um sechs begann dann das „Kunstevent“, welches Musik, Tanz und spezielle Ausstellungen anbot. Auch die Tänze waren sehr… abstrakt und wir merkten, dass wir wohl einfach nicht ins Klientel passten. Die meisten der Besucher, schien zu gefallen, was sie sahen, aber wir waren einfach nur verwirrt- hatten aber großen Spaß beim Schaukeln. Die Schaukeln für drei Leute sind Installation eines Künstlers und Besuchermagnet.

 

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Das „Tate Modern“

 

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Anschließend fuhren wir in die zehnte Etage des Gebäudes, wo es einen rundumlaufenden Balkon gibt, von welchem man einen ganz tollen Blick über die Stadt hat. Mittlerweile war die Sonne untergegangen, es war „stockdunkel“ (so dunkel, wie es in London eben werden kann) und die Lichter in den Hochhäusern brannten. Wenn man sich umschaut, scheint es unglaublich, wie viele Arbeitsplätze „Bürojobs“ sind, bei welchen man hinter einem Schreibtisch sitzt. Und die Büros befinden sich ja nicht ausschließlich in Hochhäusern, sprich, viele der Arbeitsplätze sieht man gar nicht… Ach, ich höre auf, das ist alles einfach Wahnsinn und unvorstellbar!

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Samstag war ein sehr entspannter Tag. Zunächst gingen wir in den nahegelegenen „Clissold Park“, in welchem auch Tiere (Rotwild, Schmetterlinge, Vögel, etc) leben. Leider war das Schmetterlingshaus geschlossen und wir konnten uns nicht an den bunten Insekten erfreuen. Also fuhren wir ins Zentrum, um dort zwei noch verbliebene Ziele „abzuhaken“: Das „British Museum“ und die „National Gallery“. Die Gebäude sind architektonisch sehr interessant gestaltet, erinnern ans alte Griechenland. Innen wird das Übliche abgehandelt: Die Kultur der verschiedenen Kontinente, ein paar aktuellere Themen, aber nichts großartig Spannendes, wenn man bedenkt, dass wir die letzten sechs Monate ausschließlich in solchen (und natürlich Kunst-) Museen gewesen sind.

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Dementsprechend schnell liefen durch die Ausstellungen, fanden im „British Museum“ jedoch eine sehr Interessante Ausstellung über die ersten Drucke von Bildern, wie in Kupferplatten mit Hilfe von Säure das zu druckende Bild eingeätzt wurde, dann auf Pergament gedruckt wurde, wie die verschiedensten Schattierungen entstanden usw. … Im Foyer nahmen wir unseren Lunch (Brot mit Knoblauchbutter) ein, ehe wir zur „National Gallery“ liefen. Doch auf dem Weg wurden wir „aufgehalten“. Ich glaubte, die „Gallery“ befände sich auf der linken Seite der Straße und lotste Nele zum Eingang, wo wir feststellten, dass es sich eigentlich um die Kirche „Saint Martin-in-the-Fields“ handelte. IMG_20180127_140137

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Trafalgar Square

Und wo wir schon einmal vor dem Eingang standen, wollten wir auch hineingehen. Drinnen probte gerade ein Streicherensemble „Die Vier Jahreszeiten“, wir setzten uns in eine Kirchenbank und hörten zu. Verweilten ein bisschen und entschleunigten bei den Klängen der Musik. -Die Zeit verstrich und irgendwann wurde es Zeit zu gehen. Die „National Gallery“ liegt direkt am Trafalgar Square und scheint ein Besuchermagnet zu sein. Warum? Das haben wir uns auch gefragt! Die Bilder haben uns überhaupt nicht gefallen, dabei haben wir nicht gegen den Stil selbst, in Edinburgh waren wir begeistert und konnten die Bilder gut analysieren, aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir mittlerweile so viele Bilder und Museen gesehen haben, dass wir einfach „museumsmüde“ geworden sind… Man weiß es nicht. Was Nele noch unbedingt sehen wollte, war der Stadtteil „Temple“, welcher direkt an der Themse liegt, zwischen „Charing Cross“ und der „Millennium Bridge“.

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Wir hatten mal wieder eine schöne Aussicht, doch der Sprühregen, der eingesetzt hatte (es ist der Schlimmste von allen und irgendwie wirklich typisch britisch), ließ uns in ein kleines Cafe einkehren. Bei Kakao und Latte besprachen wir unsere Pläne für die kommenden Tage und wie wir mit der Oystercard verfahren sollten, für die wir nur einen Wochentarif gebucht hatten. Der Regen hatte aufgehört und wir fuhren mit der Tube ins Design-Museum, welches wir eigentlich schon am Mittwoch hatten besuchen wollten, nur keine Zeit dafür gefunden hatten. Da es bereits kurz nach fünf war, hatten wir nur sehr wenig Zeit, uns die Ausstellung über „Erfindungen, die die Welt veränderten“ anzuschauen, aber das, was wir sahen gefiel uns sehr gut und war sehr interessant.- Noch ein Punkt, den wir abhaken konnten 🙂

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Zuhause angekommen hatten wir dann nicht viel Zeit, eigentlich waren wir sogar ziemlich gestresst. Eine halbe Stunde blieb uns, unsere Fertig-Maccaroni mit Cheese und Bacon zu essen, uns zu schminken und umzuziehen, dann verließen wir das Haus auch wieder und fuhren nach Brixton, im Süden, wo wir eine kostenlose „Rooftop Party“ besuchen wollten. Es stellte sich dann heraus, dass man doch Eintritt zahlen musste, £10, was wir einfach taten (manchmal muss man ja ganz verrückt sein), dann erklommen wir die Stufen zum „Southpole Saloon“. Wir haben den Altendurchschnitt ganz schön gesenkt, die meisten Leute waren Ende zwanzig, Anfang dreißig, aber das hat uns nichts ausgemacht. Irgendwann begann sich die Tanzfläche zu füllen und wir tanzten einfach mit (auch wenn ich mit der Musik genau gar nichts anfangen konnte). Ein paar Mädels nahmen uns in ihre Gruppe mit auf, wahrscheinlich hatten sie Mitleid mit uns, weil wir so alleine herumtanzten… Aber wir hatten auf jeden Fall Spaß, bevor wir dann die Bahn nach Hause nahmen. Das waren drei weitere schöne Tage in London, mit Erlebnissen, die unvergesslich sind!

Ich hoffe, euch geht es so gut wie uns!
Bis bald!

Eure Lara

our arrival- first days in london

Im siebten Schuljahr sind wir mit unserer Klasse bereits eine Woche lang hier gewesen. Da haben wir in Cheshunt, einer der Vorstädte gewohnt und volles „Sightseeing“-Programm gemacht. Jetzt sind wir wieder zurück. In London. In der Stadt, die niemals schläft. Hier ist damals der Gedanke entstanden, nach dem Abitur nach London zu gehen. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Wenn ich nun, sechs Jahre später, durch Londons Straßen laufen, fühlt es sich fast so an wie damals. Unsere Klassenfahrt damals hatte mich so beeindruckt, dass ich absolut jedes Detail abgespeichert habe und bis heute abrufen kann und so ist es unglaublich, dass ich jetzt wieder hier bin, dieses Mal „alleine“, älter, unabhängiger.

Unser erstes AirBnB liegt im Stadtteil Fulham, Zone 2. Wir wohnen in einer Wohnung, in welcher die verschiedensten Nationalitäten zusammenleben (Italiener, Ungarn, Spanier, Asiaten) und man weiß nie so genau, wer eigentlich wer ist- eben ist uns ein Chinese einfach in die Wohnung gefolgt und wir wussten nicht so ganz genau, ob der jetzt wirklich hier wohnt oder ein Einbrecher ist…- er ist dann in einem der Zimmer verschwunden, also wohnt er wohl auch hier 😀

Unsere Oystercards sind goldwert und geben uns täglich die Möglichkeit, durch ganz London zu fahren und das Meiste aus unserem Aufenthalt zu machen.

Nachdem wir also am Sonntagnachmittag angekommen waren, in unserem „Begehbaren Kleiderschrank“, größer ist unser Zimmer nämlich nicht, fuhren wir nach Angel, Islington (ab jetzt (und in den folgenden Artikeln) nenne ich nicht mehr Städtenamen, sondern die der Stadtteile Londons), wo „Angel Comedy“ in einem Pub jeden Tag in der Woche eine Stand-up Comedy Show veranstaltet, welche kostenlos ist.
Mit Guinness und Cider bewaffnet, ging es in die obere Etage, wo wir zwei Stunden lang Tränen lachten und eine gute Portion des britischen Humors zu hören bekamen. Wann auch immer ihr mal in London seid… Hier klicken!

Weil wir aber gut gelaunt waren und keine Lust hatten, schon nach Hause zu fahren, stiegen wir am Piccadilly Circus aus der Tube aus und wurden Zeugen eines sehr phantastischen Schauspiels: Der ganze Piccadilly Circus war abgesperrt, Menschen standen überall auf der Straße und auf eine Hauswand wurde ein Uhrwerk projiziert, welches sich ständig veränderte. Später, am Leicester Square, fanden wir heraus, dass dies nur eine von vielen Lichtinstallationen in der Stadt war, welche zur dreitägigen Ausstellung „Lumiere“ gehören. Am Leicester Square gab es dann nämlich einen ganzen Park, in welchem Blumen, Schmetterlinge, Dinos und Tiere des Waldes zum Leuchten gebracht wurden.

London ist in der Nacht nicht anders als am Tage, das habe ich direkt gemerkt. Überall sind Leute unterwegs, niemand wirkt müde, es ist eben wirklich eine Stadt, die nie schläft. Unser nächtlicher Spaziergang führte durch „China Town“ und kleine Nebenstraßen, bis wir schließlich wieder am Piccadilly Circus ankamen und die nächste Tube nach Hause nahmen.

Am Montag standen wir früh auf, denn wir hatten viele Pläne. Da Nele und ich beide schon die Hauptattraktionen gesehen haben, können wir bei unserem jetzigen Aufenthalt in der Stadt Dinge unternehmen, die eher unkonventionell sind, wir haben Zeit, die Stadt wirklich kennenzulernen, können von einer Himmelsrichtung in die andere fahren und müssen doch nicht auf die Uhr schauen, denn wir haben eben Zeit. Diese nutzten wir am Montagmorgen, um nach Hampstead zu fahren. Ich bin beeindruckt von den einzelnen Stadtteilen Londons, die doch immer irgendwie auch als eigene Städte zu fungieren scheinen. Hampstead wirkte richtig gemütlich an diesem Morgen, bei Sonnenschein.

Der Wald „Hampstead Heath“, den wir betraten, erinnerte sehr an so einen typischen deutschen Wald und ließ die Vorfreude auf Zuhause noch einmal mehr steigen. Die Vögel zwitscherten, Hundeführer riefen nach ausgerissenen Hunden- es war sehr idyllisch. Dann erreichten wir „Hill Garden and Pergola“, eine Oase der Ruhe und Friedlichkeit in der Großstadthektik. Die Gärten wurden 1906 von einem Lord angelegt und sind nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir genossen die „Frühlingssonne“ und erfreuten uns an den Schneeglöckchen und an den Knospen an den Hortensien, die auf neues Leben hindeuten.

Dann fuhren wir zur Oxford Street, wo wir in zwei Fotogalerien gingen und uns jeweils die Ausstellungen ansahen. Die eine zeigte die Polaroid-Fotografien des deutschen Künstlers Wim Wenders. Wer gerne mal das Leben der Stars und Sternchen, national un international, verfolgt, dem wird die Fotoagentur „Getty Images“ nicht unbekannt sein, dort besuchten wir die Ausstellung „Year in Focus- 2017“, welches die besten Fotografien des Jahres aus den Kategorien News, Sport und Entertainment zeigt.

Anschließend liefen wir über die Oxford Street, fuhren zur London Bridge und gingen von dort aus, vorbei an „Shakespeare’s Globe“, über die Millennium Bridge, auf welcher meine Freundin Anne und ich damals eins unserer Videos gedreht haben. Auch dieses Mal war es wieder ein sehr windiges Unterfangen!

Die Millennium Bridge führt direkt zu großen Kathedrale „St. Paul’s“, welche mit zu den schönsten Kirchen gehört, die ich kenne. Auf den Stufen vor „St. Paul’s“ nahmen wir unser Mittagessen ein, Brot und Butter, ehe es im „Mc Donald’s“ das obligatorische Eis gab.

Dort stellten wir fest, dass das „Museum of London“ nicht weit von unserem „Sitz“-Punkt entfernt lag, also machten wir uns auf den Weg dorthin, vorbei an zahlreichen Bürogebäuden, die das Museum einrahmen. Im Museum selbst, wurde nicht nur die Vergangenheit der Stadt wunderbar veranschaulicht, auch die Zukunftsvisionen von Künstlern und Architekten wurden dargestellt. Ich weiß nicht, ob ich mich auf die Zukunft freuen sollte oder nicht: Drohnen, die Waren ausliefern, Luftschiffe und Stadtteile, die in der Luft gebaut werden, Rolltreppen, die ganze Distrikte miteinander verbinden und Reisfelder auf Hochhausdächern, all das sind Visionen. Andere zeigen London, vollkommen überflutet und eingegrünt, als utopisch, friedlichen Garten, welcher Erholungsgebiet und Ferienziel ist…

Wir verließen das Museum im Dunkeln und waren erst einmal beeindruckt von den Büogebäuden, die überall um uns herum aufragten und in welchen jetzt überall die Lichter brannten. Der Himmel der Stadt war rostrot, kein Stern war zu sehen.

Am Dienstag schliefen wir länger, was uns danach zum Verhängnis wurde, denn wir schafften absolut gar nicht das, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Doch der Tag begann eigentlich ganz cool. Wir fuhren über Hammersmith nach Notting Hill zum „Portobello Road Market“. In dem „Hipsterviertel“ liegen die Vintageläden der Stadt, kombiniert mit neuen, ausgefallenen Modeideen, die hier ihre Abnehmer finden.

Neben zahlreichen tollen Stücke aus den 80ern (zu teuer für uns arme Reisende), fanden wir endlich einen „Poundland“-Shop (quasi Kik mit Lebensmittelabteilung, nur cooler, weil englisch), in welchem wir uns mit Konserven und Nudeln für die komplette Woche eindeckten (und das alles nur für £12- was ein bargain!)… Glücklich schlenderten wir die Straße entlang, auf welcher auch der Film „Notting Hill“ mit Julia Roberts und Hugh Grant gedreht wurde.

Außerdem steht dort die Ruine des ausgebrannten „Genfell Towers“, welcher im letzten Jahr die Stadt in Atem gehalten und 71 Leben gekostet hatte. Dann mussten wir erst einmal unsere Einkäufe nach Hause bringen, bevor es weiterging, nach Knightsbridge. Dort besichtigten wir erst das „Science Museum“, in welchem es wundervolle Steine zusehen gab (Nele ist gerastet), dann gingen wir ins „Museum of Natural History“, wo es noch mehr Steine gab, was Nele umso mehr freute. Von der Gasglocke, welche sich über Westminster gelegt hatte, waren wir also nicht betroffen 🙂

Abschließend schlenderten wir noch die Brompton Road hinunter, an „Harrods“ vorbei, bis zum Hyde Park, doch weil es schon dunkel geworden war, wollten wir uns nicht mutwillig in die Bahn von wilden Radfahrern begeben und beschlossen, dass es weiser wäre, nach Hause zu fahren und den Abend mit Salat und Reis ausklingen zu lassen.

Die Nacht war wild gewesen, stürmisch, draußen. Ein Orkan hatte für ernste Unwetterwarnungen gesorgt, und er empfing uns auch, als wir die Wohnung verließen, um nach Covent Garden zu fahren. Dort hatten wir von einem Restaurant gehört, welches ein Event veranstaltete und den ersten 100 Gästen ein komplett freies Mittagessen servierte (nur an dem Tag, zwischen 12 und 15 Uhr). Tatsächlich waren wir ungefähr die dreißigsten in der Schlange und bekamen einem Tisch in dem kleinen Laden „jar kitchen“. Die neuen Gerichte enthielten entweder Marmite, Knorr-Gemüsebrühe oder Hellmann’s Mayonnaise, sprich, es ging darum, diese Produkte zu „promoten“. Wir entschieden uns beide für das Knorr-Gericht und bekamen kurz darauf jeder einen toll angerichteten Teller vorgesetzt: Spezieller Cous Cous und Kichererbsen, Kartoffeln, Zucchini und getrocknete Aprikosen, serviert mit einer sehr leckeren Soße und garniert mit essbaren Blumen… Wir waren baff. Die Portionen waren riesig, es schmeckte unglaublich gut und dazu gab es noch eine Packung Brühe und das Rezept des Gerichtes für jeden- das Anstehen hatte sich auf jeden Fall gelohnt! Im strömenden Regen liefen wir zum Covent Garden, wo wir eigentlich auch schon in der siebten Klasse gewesen waren, aber dort findet man wenigstens Schutz vor dem Regen…

Nachdem wir anschließend im Kino „Curzon“, auch in Soho, „Filmplakate raten“ gespielt hatten, ein Künstler hat Filmplakate komplett entfremdet, fuhren wir nach Lambeth, wo sich das „Imperial War Museum“ befindet. Es ist das beste Kriegsmuseum, das ich je gesehen habe, so detailliert und interessant veranschaulicht es den ersten und den zweiten Weltkrieg, auch den Holocaust. Wir verbrachten dort mehr als drei Stunden, während es draußen Bindfäden regnete.

Nun sind wir wieder Zuhause, die kommenden Tage sind schon geplant und jetzt gibt es (um halb elf) endlich Abendessen, „Steak & Kidney Pie“- wir sind gespannt, wie das wohl schmeckt!

Guten Hunger, falls ihr auch gerade etwas esst, macht es gut und bis bald!

Eure Lara

rain & snow in summertown- the full-on oxford experience

Wir verließen Preston bei bewölktem Himmel, nahmen den Reisebus Richtung Birmingham und erreichten Birmingham gegen zwei Uhr am Nachmittag. Wir kamen früher an, als geplant und hätten die eineinhalb Stunden gerne genutzt, um uns ein bisschen die Stadt anzuschauen, doch aufgrund unseres Gepäcks war uns das leider nicht möglich, sodass wir stattdessen in der Wartehalle saßen, ich meiner Tante telefonisch noch alles Gute zum Geburtstag wünschte und wir Rätsel lösten. John hatte mir nämlich vor der Abfahrt nicht nur eine „Terry’s Chocolate Orange“, sondern auch ein Rätselheft zugesteckt…

Es war bereits dunkel, als wir Oxford erreichten. Die ganze Stadt besteht fast ausschließlich aus Altbauten, welche im Dunkeln einfach besonders gemütlich aussehen. Durch die großen Fenster konnte wir in Wohnzimmer mit Regalwänden voller Bücher blicken und unsere Vorfreude auf den nächsten Tag, an welchem wir all dies bei Tageslicht ansehen durften, stieg. Mit dem Linienbus fuhren wir in den Stadtteil „Summertown“, wo uns Anneli bereits erwartete. Anneli und Fabi kommen aus Deutschland und studieren, beziehungsweise arbeiten in Oxford, sie waren als Couchsurfer bereit, uns für zwei Nächte bei sich aufzunehmen. Das kleine Reihenhäusschen, das sie bewohnen, liegt direkt neben dem Internat, an welchem Anneli Mathelehrerin ist und wird ihnen auch von diesem zur Verfügung gestellt. Es ist total gemütlich eingerichtet und wir wurden direkt von Beiden sehr liebevoll willkommen geheißen (Anneli kam mit ihrem Abendessen in der Hand aus der Schule gerannt, um uns die Tür zu öffnen und uns zu begrüßen). Nach nur wenigen Minuten entdeckten wir im Regal auch gleich unsere geliebten Mathebücher der Schulzeit, das „Lambacher Schweizer“ und „Neue Wege“ sowie ein Rätselbuch, welches Frau Schopp (unserer Mathelehrerin) sicher sehr gut gefallen hätte. Am ersten Abend schauten wir den Film „The Danish Girl“, ehe wir es uns auf der riesigen Couch gemütlich machten. Am nächsten Morgen hieß es dann „früh aufgewacht!“. Da wir nur einen einzigen Tag Zeit hatten, uns Oxford anzuschauen, wollten wir diesen auch gut nutzen. Leider hielt der Name „Summertown“ nicht ganz das, was er versprach: Es regnete in Strömen- den ganzen Tag.

Im Stadtzentrum angekommen, begannen wir unsere Besichtigung mit der „Christ Church Cathedral“. Diese zu besichtigen kostet Eintritt, welchen wir (natürlich) nicht bezahlen wollten, deshalb begnügten wir uns mit einer Informationstafel und einem Blick in den großen Innenhof. Der „Covered Market“ ist einer der vielen Märkte in England, welche komplett überdacht sind und somit auch täglich geöffnet haben und ihre Stände nie abbauen müssen. Sowas werde ich in Deutschland ganz schön vermissen!

Weiter ging es dann zum „Oxford Castle“. Von diesem ist nicht mehr sehr viel übrig geblieben und es kostete schon wieder Eintritt, den wir nicht bezahlen wollten. Die ursprüngliche Burg stammt aus dem elften Jahrhundert, diente dann aber ab dem achtzehnten Jahrhundert als Gefängnis, welches erst 1996 geschlossen wurde.

Dann ging es durch die Stadt bis hin zur „Bodleian Library“. Dort besichtigten wir die „Divinity School“, in welcher einige Szenen der Harry Potter Filme gedreht wurden. In der Bibliothek selbst lagern momentan 9 Millionen Bücher, auf 176 Regalkilometern. Man kann diese nur mit Führung betreten, uns genügte schon ein Blick in den Hof- und eben in die „Divinity School“.

„Divinity School“

In der „Weston Library“ bekamen wir dann die außergewöhnlichsten Werke zu sehen. Plötzlich standen wir vor der originalen „Magna Carta“, vor Werken von Shakespeare; wir sahen den Logbucheintrag des Frachters, welcher die Notrufe der „Titanic“ gehört und notiert hatte (bis zum Zeitpunkt des Sinkens), Originalnoten von Händel und Schriftstücke aus dem sechsten Jahrhundert.

Einer der ersten Drucke von Shakespeare

Magna Carta

Oxford ist eben eine Universitätsstadt, man kann gar nicht anders, als immer wieder zwischen Colleges, Universitätsgebäuden und anderen Schulen umherzulaufen. Das „Trinity College“ soll angeblich das Schönste sein, aber weil wir immer noch kein Geld für Tickets ausgeben wollten, beließen wir es bei einem Blick durch den Zaun.

Blick in den Innenhof des „Trinity College“

Die Seufzer-Brücke in Oxford

Laura kennen wir noch aus der Schule. Sie macht im Moment einen einjährigen „Foundation“-Kurs an einer der Schulen in Oxford und hatte angeboten, sich mit uns zu treffen. Wir verabredeten uns im „Wetherspoon’s“, wo wir bei Applecrumble und Eiskrem von unserer Reise erzählten. Zusammen gingen wir dann abschließend ins „Museum of Natural History“, in welchem es allerhand über die Tiere von früher und heute, über Kulturen, Edelsteine, Vögel und Insekten zu sehen gab.

„See Old Friends“- haben wir gemacht 🙂

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Neles Wissenslücken im Bereich „Vogelkunde“ zu füllen- ich weiß nicht, ob ich bis jetzt schon einen Lernerfolg verbuchen kann; Finken, Spechte und Kuckucke, die alle auseinanderzuhalten scheint doch schwieriger als gedacht, aber wie sagt der Engländer doch „we’re getting there“. Dann hieß auch schon wieder Abschied nehmen- von Laura zumindest. Nach einer Umarmung machte diese sich nämlich wieder auf den Weg ins „Wohnheim“, für eine Matheklausur lernen (ewww!). Wir liefen noch durch die Stadt, an der Themse entlang, welche in Oxford noch ganz schmal und sauber ist, dann ging es auch für uns wieder nach Hause. Fabi verabschiedete sich von uns, da er die Nacht bei einem Freund verbringen wollte, aber Anneli hatte noch Zeit und so kochten wir für sie Pellkartoffeln, machten einen Salat und Kräuterquark dazu und bedankten uns damit dafür, in ihrem Haus einen Schlafplatz gefunden zu haben.

Radcliffe Camera bei bewölktem Himmel

Die Themse (noch ganz schmal)

Um sieben musste Anneli dann arbeiten, die Jugendlichen bei ihrer Abendaktivität betreuen, aber vorher bot sie an, uns doch ihre Schule einmal von Innen zu zeigen. Es war ein weiteres Internat, dessen alte Mauern so einladend und gemütlich wirkten und dessen Speisesaal sehr an Harry Potter erinnerte.

Oxford als Stadt hat uns beiden unglaublich gut gefallen! Obwohl das Wetter so lausig war und wir die Spaziergänge, welche es von einer zur anderen „Sehenswürdigkeit“ nun einmal dauert, nicht zu hundert Prozent genießen konnten, blieben wir doch oft genug stehen, um die Architektur zu bewundern und der Atmosphäre der Stadt nachzuspüren. Ich glaube, dass es die perfekte Stadt zum Studieren ist, wenn doch nicht die Studiengebühren so hoch wären und die Stadt wahrscheinlich weniger aus Engländern, sondern eher aus Asiaten und Europäern besteht, die als Studenten und Touristen nach Oxford kommen…

Als wir am Sonntagmorgen erwachten, hatte es zu schneien begonnen. Dicke Flocken fielen vom Himmel und legten eine weiße Decke über die Stadt. Wir packten unsere Koffer, schulterten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Das Schneetreiben wurde immer stärker, doch trotz unserer Angst, alles würde zusammenbrechen (bei 2cm Schnee ist bei den Engländern nämlich Ende…), kam unser Bus pünktlich und brachte uns zum Bahnhof. £11 bezahlten wir zusammen für die kommende Bahnfahrt (der Railcard sei Dank!). Auf der Fahrt begannen die weißen Wiesen weniger zu werden, der Schnee wurde zu Regen und die Besiedelung immer dichter: Wir näherten uns London.

Wir erreichten Marylebone Station um kurz nach zwölf und es kostete uns einige Nerven, unsere Oystercards zu beantragen, aber nun haben wir sie, nutzen sie und sind glücklich mit ihnen. Ich könnte noch mehr zu London schreiben, aber dazu werden jetzt noch ein paar Extra-Artikel folgen.

Uns geht es soweit gut!
Bis bald!

Eure Lara

Abschiedskärtchen für Anneli und Fabi

tons of food- us being spoiled!

Der Zug nach Preston fuhr erst am frühen Nachmittag ab, sodass wir den Morgen noch in Edinburgh verbrachten, gemütlich frühstückten und noch ein Wenig mit den Katzen spielten, ehe wir den Bus zum Bahnhof nahmen. Es war das erste Mal, dass wir mit „VirginTrains“ fuhren, welche wohl eine der größten, wenn nicht die größte Eisenbahngesellschaft in der UK ist.

Wir erreichten Preston am späten Nachmittag, wo uns John bereits erwartete und obwohl ich weder John, noch Kath kannte, wurde ich doch direkt sehr herzlich aufgenommen.
Die Beiden leben etwas außerhalb der Stadt in einem kleineren Vorort, welcher den Namen „Grimsargh“ trägt, wo sie erst letztes Jahr in ein großes Einfamilienhaus gezogen sind. Durch ein großes Eingangstor gelangte man in die Siedlung; Nele und ich staunten nicht schlecht. Doch dabei blieb es nicht. Das Haus von John und Kath ist riiiesig und wir hatten viel Spaß beim Entdecken und Bestaunen 🙂
Kath hatte Abendessen gekocht, es gab „Lancashire Hotpot“, welches eines der traditionellen Gerichte aus der Region ist, bei welchem Gemüse und Fleisch zusammen gekocht werden bis ein deftiger Eintopf entsteht.
Danach wurden wir in unsere Zimmer geführt. Wir fühlten uns wie Prinzessinnen. Jede von uns bekam ein eigenes Zimmer mit Doppelbett, Nele hatte sogar ein eigenes Bad. In zwei riesigen Kühlschränken standen alle möglichen und unmöglichen Getränke, Snacks, Obst und Gemüse- wir waren im Himmel!
Als ich, nach einem gemütlichen Zusammensitzen im Wohnzimmer, die Vorhänge zuzog und mich in mein riesiges Bett fallen ließ (es war weder zu warm (YHA Dublin), noch zu kalt (Fort William, Frome, Cork etc)), konnte ich nicht anders, als mich auf die kommenden Tage und Nächte zu freuen. Überraschenderweise verlief die Nacht jedoch nicht so gut, wie erwartet: Ich wachte oft auf und fand mich am nächsten Morgen am Rand der linken Bettseite wieder. Woran das lag? Die Antwort war mir sofort klar: Ich bin es mittlerweile gewöhnt, ein Bett mit Nele zu teilen und mein Unterbewusstsein hatte sich wohl eingeschaltet und mich nur auf der einen Bettseite schlafen lassen. Das hat sich dann in den folgenden Nächten geändert- ich hab dann irgendwann diagonal im Bett geschlafen… 😀
Am Dienstag sind wir mit Kath ins „Traffold Centre“ gefahren. Das ist ein riesiges Einkaufszentrum, welches in Manchester liegt und das zweitgrößte Englands ist… Es ist gigantisch und sieht von Außen aus, wie eine Moschee, welche allerdings mit griechischen Götterstatuen verziert wurde. Im Verlauf des Tages erfuhren wir, dass sogar eine Box unter dem Gebäude versteckt wurde, in welcher die Details zum Bau und zur Funktion des Gebäudes notiert sind, damit es später nicht zu Verwirrungen kommt, wenn unsere Nachfahren diese gigantische Ruine entdecken.

Wir verbrachten den Tag also im Einkaufszentrum, draußen regnete es in Strömen. Wir schlenderten durch die Läden, aßen bei „Pizza Express“ zu Mittag, dann fuhren wir nach Hause, wo es mit Essen direkt weiterging: Kath bereitete uns ein „Stir fry“ zu, danach gab es Vanilleeis und besondere Beeren aus dem alten Garten- wir wurden verwöhnt!

Der Mittwoch bestand dann nur aus Essen. Anders kann man es einfach nicht beschreiben. Nach einem Croissant-Frühstück, fuhren wir durch die britische „Countryside“. Das Wetter spielte ausnahmsweise einmal mit und so hatten wir wunderschöne Aussichten und Einsichten in die Natur. Über schmale Straßen fuhr John uns nach Scorton. In einer großen Scheune befindet sich dort neben in großen „Countryshop“ auch das Restaurant „The Barn“ und bei einem Briesandwich mit Birnen und Cranberrysauce planten wir den restlichen Tag. Weitergegessen wurde dann im Cafe von „Booths“, wo wir „Eton Mess“ probierten, ein Dessert, bestehend aus Meringue, Shortbread und Erdbeeren, ummantelt mit weißer Schokolade. Es war auch eine „mess“ das Ganze halbwegs ordentlich zu essen… Vorher waren wir allerdings noch durch die Charity-Shops in Garstang gelaufen, waren an einem bestimmten Buch hängengeblieben und so war die Stunde ziemlich schnell verstrichen.

Zum Abendessen ging es dann zu dem indischen Restaurant „Shajan“ in Blackburn. Es war das erste Mal, dass ich „richtig Indisch“ essen gegangen bin; ich muss sagen, es hat sehr gut geschmeckt und ich werde es auf jeden Fall noch einmal in Deutschland ausprobieren. Falls ihr es übrigens noch nicht bemerkt habt, erfreuen sich asiatische Restaurants und Takeways hier extremer Beliebtheit. Ich würde fast sagen, es gehört mit zur britischen Kultur, dass mindestens alle zwei Wochen asiatisch gegessen wird.

Zuhause angekommen gab es dann noch den obligatorischen Fudge und ein sehr nervenaufreibendes Fußballmatch zwischen Chelsea und Norwich. Rote Karten, Torchancen, Tore, Aufregung und Geschrei zogen sich bis ins Elfmeterschießen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Preston rein, um unsere Zugtickets für die Fahrt nach Oxford zu erwerben, doch weil der Mann am Schalter ganze £100 von uns haben wollte, beschlossen wir, den Bus zu nehmen und sparen so nun die Hälfte an Geld.

Nach einem Mittagessen Zuhause, es gab Rührei und Toast, Tomaten, Schinken, Weintrauben und Zitronentarte, fuhren wir zu Johns und Kaths Sohn Andrew, welcher gerade dabei ist, ein kleines Unternehmen aufzubauen. In einem umgebauten Werkschuppen, bekamen wir die Gelegenheit „Virtual Reality“-Spiele zu spielen und in neue Welten einzutauchen. Wir sprangen von Hochhäusern, tauchten mit Walen, arbeiteten in einem Kiosk, verteidigten Burgen und saßen als Santa in einem Schlitten und warfen Geschenke in die Schornsteine. Auch John machte mit, setzte die Brille auf und schützte sich mit zwei „Schildern“ gegen die blauen und roten Kugeln, die in bei einem Musikspiel durchdringen wollten. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, was ich wirklich nicht gedacht hätte, und war, auch, wenn man gerade mal nicht selbst die Brille auf hatte, lustig zu kommentieren.

Ich traute mich dann sogar, ein Spiel auszuprobieren, dass nicht einmal Andrew vorher gespielt hatte. Es handelte sich um ein „Horrorspiel“ und ich wurde nicht nur von einer Riesenspinne verfolgt, fiel von einem Hochhausdach und wurde von einem Bus überfahren, nein, ich wurde auch noch von einem Zombie-Clown mit einer Bohrmaschine durchbohrt und schließlich bei lebendigem Leibe begraben. Ich habe entsetzlich geschrieen, doch die Anderen, die sich übrigens alle nicht getraut haben, waren der Meinung, ich hätte mich sehr gut geschlagen 😀

Zum Abschluss unserer Zeit luden uns Kath und John in einen sehr vornehmen Pub zum Essen ein. Dort stürzten Nele und ich uns auf unsere Steakburger mit Bacon und Fritten (Bacon, ja, die Engländer haben mich verdorben, was das Essen angeht), während Kath und John ganz traditionell „Kale, Sausages und Mash“ aßen.

So habe ich nun viel über das Essen geschrieben und es scheint, als hätten wir sonst gar nichts erlebt, aber das stimmt so natürlich auch nicht ganz! Mir haben die Gespräche mit John und Kath sehr gut gefallen, die immer offen, herzlich und ehrlich interessiert waren 🙂

Es ist immer wieder toll, dass wir in die unterschiedlichsten Haushalte hineinschauen dürfen und überhaupt, dass die Menschen uns so bereitwillig aufnehmen…

Ich weiß, John und Kath, ihr könnt kein Deutsch, aber noch einmal: Danke für alles! Wir vermissen euch und euren herrlich britischen Humor jetzt schon! Habt einen tollen Urlaub und „toi toi toi“ wegen Esmé, hoffentlich ist sie mittlerweile wieder Zuhause!

Wir kommen gleich in Oxford an, wo wir zwei Nächte bei einem deutschen Pärchen „couchsurfing“-mäßig übernachten, ehe es nach London geht…

Bald mehr davon, fühlt euch gedrückt!

Eure Lara

fabulous architecture in edinburgh

Es war eins dieser „Zuhause-Gefühle“, welches uns an der „Queen Street“ in Glasgow überkam. Dort stiegen wir nämlich um, in den Zug nach Edinburgh.

In Edinburgh hatten wir wieder ein Zimmer in einem AirBnB gemietet. Leith, der Stadtteil, ist als Hipster-Stadtteil bekannt und liegt nur zwanzig Fußminuten von Edinburghs Zentrum entfernt- machbar! Für uns sowieso! Aus Bequemlichkeit nahmen wir den Bus, erreichten die 309 Easter Road um kurz nach fünf und wurden von unserem Gastgeber Paul und seinen zwei Kätzchen in einer stylishen, aber gemütlichen Wohnung begrüßt.

Leider hatte sich mein Gesundheitszustand über den Tag rapide verschlechtert: Bauch- und Nierenschmerzen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schwindel ließen mich sofort das Bett aufsuchen. Anikes Mama, die Ärztin ist, riet mir, am nächsten Morgen sofort einen Arzt aufzusuchen und so begann die Odyssee: In der ersten Apotheke riet man mir sofort ins Krankenhaus zu fahren, in der Zweiten wurde mir „boots“ empfohlen (eine größere Apotheke, die angeblich „alles“ hat). Bei „boots“ jedoch verwies man mich an eine private Praxis, deren Mitarbeiter über das Telefon fast £200 für ein Rezept von mir verlangten. Schließlich lieh mir eine der Mitarbeiterinnen ihr Handy und wir konnten beim Gesundheitssevice NHS anrufen. Nachdem die Frau am anderen Ende der Leitung vierzig Minuten lang meine Daten und Beschwerden aufgenommen hatte, erklärte auch sie, dass ich um einen Besuch im Krankenhaus wohl nicht drumherum kommen würde. Immerhin konnte sie mir direkt einen Termin geben! Die Schmerzen in meinem Bauch waren immer heftiger geworden und ich wollte einfach nur mein Antibiotikum haben, also liefen wir quer durch die Stadt zum „Western General Hospital“, wo mir eine sehr kompetente Ärztin, nach nur fünf Minuten Wartezeit, meine Tabletten überreichte und uns eine gute Weiterreise wünschte. Jetzt nehme ich täglich meine Drogen (Antibiotikum) und fühle mich schon viiiel besser!

So hatten wir von Edinburgh schon Vieles gesehen, zumindest was die gesundheitliche Versorgung betrifft, ansonsten hatte ich von der Stadt noch nicht so viel mitbekommen.

Neben dem Krankenhaus entdeckten wir „DIE Schule“. Ein Internat, welches große Ähnlichkeit mit Hogwarts aufwies. Wäre das meine Schule gewesen, ich wäre wahrscheinlich extra lange dort geblieben 😀

 

Nun ging es mir schon besser (Ibuprofen und der Plazebo-Effekt des Antibiotikums). Wir konnten also der „Gallery of Modern Art“ einen Besuch abstatten. Auf zwei Gebäude aufgeteilt, bestaunten wir die interessantesten Werke, von Picasso über Monet und Ernst.

 

Im Dunkeln liefen wir durch „Dean Village“. Weil Edinburgh am Berg liegt, befinden sich die Häuser auf verschiedenen Ebenen. Dadurch entsteht ein besonders schönes Stadtbild. Überall finden sich kleine Gässchen und Gänge, Plätze und schöne Ecken. Wir erreichten das Restaurant „Wagamama“, bei welchem es sich um eine britische Kette handelt, die asiatische Gerichte auf der Speisekarte stehen hat und in England sehr „gehyped“ wird. Zu Beginn unserer Reise hatten wir uns versprochen, einmal zu „Wagamama“ und auch zu „Nando’s“ zu gehen- die erste Hälfte des Versprechens lösten wir jetzt ein. Für unsere Verhältnisse war das Restaurant sehr „schick“, ich lernte mit Stäbchen zu essen und nach einer großen Schüssel „Ramen“ (Nudeln in Brühe mit Fleisch und Meeresfrüchten, auch mit Algen!) und einem Macchiato, lehnten wir uns satt in unserem Stühlen zurück. 

Aber viel Zeit zum Verweilen blieb nicht! Auf der „Royal Mile“, der wohl schönsten Hauptstraße des gesamten Königreiches, befand sich nämlich der Treffpunkt für die „Ghost Tour“. Es handelte sich wieder um eine „free walking tour“, bei welcher man individuell den Preis bestimmt. Max, unser Guide, führte uns durch das nächtliche Edinburgh und erzählte schauerliche Geschichten über Geister und Mörder, die die Stadt einst (und auch immer noch) unsicher machten. Und es wird einem wirklich anders, wenn man hört, was hier schon alles passiert ist… Eine lustige Anekdote jedoch war, dass wir zum Grab von Adam Smith liefen. 

Adam Smiths Grab bei Tag

Dort befanden sich auch die Gräber seiner Familienmitglieder, eines davon war das Grab seines Großneffens „Ebeneza Scroggie“. Hinter seinem Namen stand auf den Grabstein geschrieben „a meal man“, da er Maishändler gewesen war. Charles Dickens kam einst nach Edinburgh und entdeckte diesen Grabstein, doch anstatt „meal“ las er „mean“ und dachte sich: „Wie bösartig muss jener Mann doch gewesen sein, wenn es sogar auf seinem Grabstein steht…“ Und so ward der „Ebeneza Scrooge“, Hauptfigur der „Weihnachtsgeschichte“, geboren.

Obwohl die Tour im Dunkeln stattfand, sahen wir viele geheime Ecken und lernten auch viel über das frühere Leben in der Stadt. Müde kehrten wir nach Hause zurück.

Am nächsten Morgen standen wir etwas früher auf, schließlich hatten wir fast einen gesamten Tag nachzuholen. Zunächst stoppten wir am „Palace“, in welchem auch „Mary, Queen of Scots“ gelebt hatte. 


Das schottische Parlament in Edinburgh

Das Wetter war besser als am Vortag und wir liefen durch die Straßen, entdeckten sogar einen geheimen Garten in einemder Hinterhof, bis wir den Friedhof „Greyfriar’s Kirkyard“ erreichten. Er liegt versteckt hinter einer Häuserreihe im alten Teil Edinburghs. 

Ich weiß nicht, wem das bekannt ist, aber die Autorin J.K. Rowling hat ihre Harry Potter-Romane in Edinburgh verfasst und sich von der gesamten Stadt gewaltig inspirieren lassen. Man wäre nicht verwundert, wenn einem hinter der nächsten Straßenecke Hermine Granger entgegenkäme, ihren Besen über der Schulter. Auch auf jenem Friedhof ist Rowling damals gewesen. Auf den Grabsteinen finden sich die Namen „Thomas Riddle“, „Moody“, „McGonagall“, „Sirius Black“ und auch „Potter“ (letzteren Grabstein haben wir leider nicht gefunden), welche Namensgeber für die Charaktere in der erfolgreichen Bücherreihe wurden.

Ein asiatisches Restaurant warb damit, dass dort einer der Romane geschrieben worden war und verlangte Eintritt für die Besichtigung, obwohl es dort eigentlich nichts von Rowling selbst zusehen gibt (, deshalb sind wir auch nicht reingegangen). Von dort aus ging es weiter zur „Victoria Street“. Die Straße windet sich den Hügel zum Schloss hinauf und ist angeblich Vorbild für die „Winkelgasse“ gewesen. Dort befinden sich Harry Potter-Fanshops, in welchen es alles Mögliche (im wahrsten Sinne des Wortes), das mit Harry Potter zu tun hat, zu erwerben gibt.

Die Sonne lugte nun immer Öfter zwischen den Wolken hervor und wir beschlossen, am Fuße der Straße, auf einem Platz, ein kleines Mandarinen-Picknick einzulegen.
Von dort aus erklommen wir den Berg, auf welchem die „Edinburgh Burg“ thront. Von dort hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt, im Hintergrund das Meer auf der einen Seite und die Highlands auf der Anderen. Auch sieht man „Carlton Hill“ und „Arthur’s Seat“, zwei sehr charakteristische Berge,  welche direkt neben der Stadt liegen und von welchen aus man einen unglaublichen Blick haben soll (wir sind nicht hochgestiegen…).

Es wurden übrigens nicht nur „Harry Potter“ und die „Weihnachtsgeschichte“ in Edinburgh verfasst, auch Doyle hat „Sherlock Holmes“ zwischen den hohen Mauern der Edinburgh-Häuser  zum Leben erweckt und Robert Louis Stevenson arbeitete hier ebenfalls.

In der St. Giles Cathedral bewunderten wir die tollen Glasfenster und die Schnitzarbeiten in der Kapelle, ehe es weiter ging.

Das „National Museum of Scotland“ zeigte in einem Teil eine Design-Ausstellung, die wir uns ansahen, ehe wir uns in der „Picknick-Ecke“ auf unser Brot stürzten, welches wir im Tesco vorher erworben hatten.

Dolly, das geklonte Schaf

Zuletzt schauten wir uns in der „National Art Gallery“ noch Werke aus den verschiedensten Epochen an. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Wir liefen durch das dunkle Edinburgh- es ist einfach immer schön!

Zuhause gab es dann Pellkartoffeln mit Blattspinat und eingelegten Makrelen (für mich) und Würstchen (für Nele). Mit dem schönen („Kinder“-) Film „BFG- Big Friendly Giant“ ließen wir den Abend ausklingen.

Edinburgh ist auf jeden Fall eine Stadt, welche ich auf alle Fälle noch einmal besuchen möchte! Die einheitliche Architektur gefällt mir besonders gut. Denn, obwohl alles so einheitlich ist, wirkt es doch nicht langweilig. Die Stadt hatte sich aus Schutz vor den Engländern damals mit einer Stadtmauer umgeben und konnte so nicht weiter in der Fläche wachsen, dafür wuchs sie in die Höhe. Bis zu vierzehn Stockwerke waren die Häuser hoch, auch unterirdisch wurde gebaut, so sehen die Bauwerke etwas umdimensional aus, doch genau das ist es, was der Stadt ihren Charme verleiht! Überall finden sich kleine „Closes“ und Durchgänge, Gärten, Treppchen und Gebäude, die von hohem historischen Wert schienen (und es wahrscheinlich auch sind).


In der „Stadtgrube“ liegt der große Bahnhof (gläserne Dächer)

Wir kommen definitiv wieder! Jetzt sitzen wir aber im Zug Richtung Preston, sind schon in England und kommen gleich an, bei John und Kath, den ehemaligen Gasteltern von Neles Mama, die uns für ganze fünf Tage bei sich aufnehmen! Ich bin gespannt, wie das wird…

In Preston sind wir bereits gewesen, mit Alex, als wir im Lake District waren und unsere „National Insurance Number“ beantragen wollten. Die Stadt selbst ist nicht so schön, aber John und Kath wohnen außerhalb, sodass wir wortwörtlich „auf’s Land“ fahren.

Hier hängen gerade dunkle Wolken am Himmel, hoffentlich ändert sich das noch in den nächsten Tagen, bevor es weiter in den Süden geht- wir werden sehen!

Liebe Grüße von mir!

Eure Lara

fort william- the place to go in the scottish highlands

Das wir Zug und Bus nahmen, um nach Fort William zu kommen, habe ich im letzten Post ja schon erwähnt. Clint, unseren Gastgeber, trafen wir an der Bushaltestelle. Er gab uns Zeit, noch schnell bei „Morrisons“ reinzuspringen und uns mit Vorräten für die nächsten drei Tage einzudecken.

Dann machten wir uns auf die „Reise“ nach Hause. Auf der Karte könnt ihr sehen, wo sich die Stadt Fort William befindet und den Weg, den man zurücklegen muss, wenn man nicht die gelegentlich verkehrende Fußgängerfähre nehmen möchte. Mit dem Auto dauert es eine halbe Stunde.

Es war schon lange dunkel, als wir Fort William erreichten, von den Bergen, welche uns umgeben, sah man also nichts; aber wenn man weiß, dass sie da sind, kann man sie irgendwie spüren, finde ich…

Clints Haus liegt direkt am Loch, außer fünf anderen Reihenhäusern gibt es weit und breit kein Zeichen von Zivilisation, zumindest auf unserer Seite des Lochs. Auf der anderen Seite befindet sich Fort William- und ein Sägewerk, welches nachts den gesamten Himmel beleuchtet.

Mit Clint verstanden wir uns auf Anhieb sehr gut. Er kommt urspünglich aus Südafrika, ist aber bereits vor fünfzehn Jahren nach Schottland gekommen und seit dem viel gereist- er konnte uns dementsprechend viele Tipps geben…

Meine Blasenentzündung begann sich zu bessern, wahrscheinlich weil die Medikamente zu wirken begannen und ich am Abend, während des Films „Mr. & Mrs. Smith“ gut zweieinhalb Liter Wasser trank.

Am nächsten Morgen wollten wir zu einem Aussichtspunkt wandern, welcher nicht allzu weit von Clints Haus entfernt liegt, nur eben ein paar Meter höher… Der Schotterweg führte uns zunächst durch einen kleinen Wald, doch je höher es ging, desto weniger dicht wurde die Vegetation. Schließlich war es lediglich das Hochlandgras, das den Boden bedeckte. 

Ein Hirsch stakste vor uns über den Weg, nicht im mindesten beeindruckt von zwei Gestalten, die bei der extremen Steigung des Weges aus dem letzten Loch pfiffen… Es war wirklich steil! Ich weiß nicht, wo wir unseren Kondition aus dem Lake District gelassen haben, denn damals haben wir ja sogar 700er bezwungen, waren erschöpft, aber nicht halbtot. Jener „Hügel“ nun, war mit seinen 297 Meter wirklich ein Hügel und eigentlich keine ernstzunehmende Herausforderung- dachte ich. Schnaufend, kurz vor dem Kollaps und nassgeschwitzt erreichten wir unser Ziel, einen Aussichtspunkt, von welchem sich uns ein phänomenaler Blick bot: Wir befanden uns direkt über Fort William, im Hintergrund ragte „Ben Nevis“ auf, welcher mit 1345 Metern der höchste Berg Großbritanniens ist und jährlich Anzugspunkt für tausende Touristen. „Ben“ ist gälisch und bedeutet „Berg“. „Nevis“ kann „schlimm“ bedeuten, aber auch „Kopf in den Wolken“, was wahrscheinlich die richtigere Variante ist, da der Gipfel für rund 300 Tage im Jahr zwischen Wolken und Nebel verborgen ist.


„Loch Eil und Loch Lochy “ heißen die „Fjorde“, welche sich genau unter uns befanden. Risse in der Wolkendecke ließen Sonnenstrahlen auf die Hügel fallen, welche gegenüber von uns lagen.

Der Rückweg nahm ungefähr nur ein Drittel der Zeit in Anspruch, die wir für den Aufstieg gebraucht hatten und war auch dementsprechend weniger anstrengend.

Wieder in Achaphubuil angekommen (ja, so heißt das winzige „Dorf“, beziehungsweise die Straße), erwartete uns Clint bereits, um uns mit in die Stadt zu nehmen. Fort William selbst ist nicht wirklich schön.- Es ist eben eine touristische Stadt, mit vielen „alten Neubauten“, voller Hotels, weil es ein beliebtes Ski- und Wandergebiet ist. Im Heimatkundemuseum erfuhren wir, dass hier Churchills Sondertruppen im zweiten Weltkrieg ausgebildet wurden. Zwei Monate lang lebten die Männer unter den härtesten Bedingungen, trainierten, um am Ende die langersehnte „Mütze“, „Green Beret“ genannt, zu erhalten und in den Krieg zu ziehen. Viel mehr zusehen gab es dann auch nicht, außer einem wunderschönen Sonnenuntergang, bei welchem die glutrote Sonne im Loch versank.

Bei Lidl wärmten wir uns auf, kauften „Focaccia“ und ein Schokocroissant und erfreuten uns an saftigen Orangen. Schließlich holte Clint uns ab. Auf dem Weg nach Hause stoppte er irgendwann das Auto. Wir warteten einen Moment, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Hier, fernab von jeder Zivilisation war die Nacht dunkelblau. Es waren mehr Sterne als wir in Fort William gesehen hatten. Vielmehr, Ungläubig hörten wir Clint zu, der erzählte, dass man auch von hier die Nordlichter sehen könne. Manchmal allerdings seien sie weiß (und nur auf Fotos grün) und die menschen würden sie für Wolken halten. Wir verbrachten den Abend entspannt Zuhause vor dem Fernseher- vielleicht doch nicht soo entspannt, wenn man bedenkt, dass wir immerzu von einem sehr energiegeladenen, aufgeregten Rolo (Beagle) in jegliche Körperteile gebissen wurden… (Ja, Neles Nase ist tatsächlich noch dran!).

Am nächsten Morgen klingelte unser Wecker schon um kurz nach sieben. Wir zogen uns unsere Wanderausrüstung an und nach Kaffee und Müsli brachen wir auf. Das Loch war nicht zusehen, so dicht war der Nebel (dabei liegt es nur zehn Meter vom Haus entfernt)! Die Sonne war noch nicht aufgegangen, eine silberne Mondsichel und Sterne standen hoch am Himmel. Wir fuhren am Loch entlang, Sichtweite circa 50m- wenn überhaupt.

 Gespenstisch wirkten die Bäume, deren silberne Gerippe urplötzlich aus dem Nebel auftauchten. Auf dem Wasser urden plötzlich die Umrisse eines Segelbootes deutlich, welches verlassen in der Nähe des Ufers ankerte. Die Schafe, die hier auch auf der Straße leben (gerne auch übernachten) waren noch ganz verschlafen, ließen sich Zeit, den Weg freizumachen. Ganz flach lag der Nebel über dem Loch, im Hintergrund ragten die schneebedeckten Gipfel aus der wabernden Masse auf. Es bot sich ein Bild, dass ich zu malen gedenke! Unbeschreiblich. Magisch.Generell liebe ich kalte Wintermorgende, wenn die Dämmerung hereinbricht. Das tat sie auch, als Clint uns absetzte und zur Arbeit fuhr. Wir hatten nun zweieinhalb Stunden Zeit, so weit zu wandern, wie wir wollten und konnten. Immer auf der Suche nach Hirschen, die hier überall leben.

Silbrig glitzerte das Eis auf den Pflanzen. Im Osten färbten einzelne Streifen den Himmel bereits rosa. Ein neuer Morgen brach an. Unser Weg führte durchs Tal, oben auf den Gipfeln, hoch über uns, thronte er. der König des Waldes, ein Hirsch.

Wir kamen an einen Gebirgsfluss, dessen Wasser glasklar über das Lavagestein sprudelte. Dicke Eiszapfen hingen am Ufer von Wurzeln und Felsen herab. Zwei Hirsche sprangen vor uns auf den Weg, verschwanden zu schnell im Unterholz, um sie genauer anschauen zu können. Noch lagen die Gipfel über uns im Schatten, doch je länger wir liefen, desto heller wurde es am Horizont. Schon bald tauchte die aufgehende Sonne die Bergspitzen in orange-rotes Licht. Der dichte Tannenwald neben uns erinnerte an eine verborgene Welt. Dicht aneinander gedrängt, mit Zweigen, die bis auf den Boden herabhingen, bildeten die Tannen ein unüberwindbares Hindernis. Das dicke Moos und die hellgrünen Flechten, die sich an der Rinde der Bäume festkrallten, taten ihr Übriges. Plötzlich öffnete sich der schluchtartige Weg in ein weites Tal. Dahinter ragte ein Berg auf, dessen Ostseite von der Sonne beschienen wurde. Die Farben waren unglaublich.


Auf einem Felsen legte wir eine Rast ein, aßen Orangen und Bananen, dann ging es zurück.

Wir liefen über den vereisten Weg, der Sonne entgegen. Die Nacht verschwand im Westen des Tales, doch noch war es nicht ganz hell. Wir plauderten und rutschten auf den zugefrorenen Pfützen entlang. Der Weg machte eine Biegung und da waren sie. Die Hirsche. Acht Stück standen oberhalb des Weges, gut zehn Meter von unserem Standpunkt aus entfernt. Neugierig blickten sie uns an, ihre mächtigen Geweihe stolz in die Höhe gereckt. Sie liefen nicht davon, erst als wir näher kamen.

Hinter der nächsten Biegung fanden sich noch mehr. Voller Bewunderung beobachteten wir sie.

Die Sonne hatte mit ihrem Aufstieg begonnen, schien uns jetzt direkt in unsere Gesichter und tauchte das vor-uns-liegende Tal in ein neues Licht. Dunkelgrün strahlten die Tannen. Ockerfarben das Hochlandgras. Rostrot war das Heidekraut. Und im Hintergrund Berge.

Clint holte uns um elf ab und brachte uns nach Hause. 

Sichtweite aus unserem Fenster um 11:30 Uhr

Von dort liefen wir am Loch entlang zu seinem Lieblingsplatz. Es ist eine Bank, direkt am Rand des Lochs, verborgen in einem kleinen Wald. Auf der anderen Seite des Lochs lag Fort William. Boote dümpelten träge im Abendlicht. Ein Otter streckte sein Köpfchen aus dem Wasser, verschwand dann wieder, auf der Jagd nach Fischen.

 


Der Weg führte uns einen Hügel hinauf, durch einen grünen Wald. Ein Aussichtspunkt mit einer Bank bot einen tollen Blick auf „Ben Nevis“, welcher klobig und eingeschneit hinter den niedrigeren Hügeln aufragte, den Kopf in den Wolken…

Anschließend nahmen wir die Fähre über das Loch, um nach Fort William zu kommen. Das Motorboot ist klein, bietet vielleicht Platz für fünfzehn Leute, wir waren aber nur zu viert. £1,80 kostet eine Überfahrt, welche gut zehn Minuten dauert. Im „Whetherspoon’s“ ließen wir unsere Fort William-Zeit ausklingen. Es gab eine heiße Schokolade und „AppleCrumble“ mit Vanilleeis- hmmmmmmjamjammjam!

Wir fuhren wieder mit Clint zurück und kochten ihm traditionelle, deutsche Hausmannskost: Kartoffeln, Weißkohl und Bratwurst. Es schmeckte nicht nur uns, sondern auch ihm und Rolo sehr gut- so gut, dass er sogar nach dem Rezept für den Kohl fragte, also Clint, nicht Rolo 🙂

Als wir schlafen gingen, war es noch nicht einmal zwölf Uhr, aber kurz war die Nacht trotzdem.

Um halb acht klingelte der Wecker. Wir packten unsere restlichen Sachen zusammen, verabschiedeten uns von Rolo, dann fuhren wir mit Clint zum „Glenfinnan Viaduct“. Auf dieser Strecke verkehrt der Hogwarts-Express, der Harry-Potter-Zug. Es gibt sogar zwei Waggons, die so eingerichtete sind, wie der Filmzug. Kostümiertes Personal und Zauberessen sorgen für ein magisches Gefühl. Unser Spaziergang führte uns unter dem Viadukt hindurch, auf die andere Seite, von welcher wir einen traumhaften Blick hatten.

Dann hieß es uns auch schon Abschied nehmen. Wir umarmten Clint ein letztes Mal, ehe wir unsere Tickets am Bahnhof kauften und in den Zug Richtung Glasgow stiegen. Über Glasgow fahren wir nach Edinburgh, wo ein schönes AirBnB auf uns wartet. Die Zugfahrt ist unglaublich! Es geht durch die gesamten Scottish Highlands, über zahlreiche Viadukte, durch Täler und Ebenen, vorbei an hohen Bergen, deren Gipfel in den Wolken verschwinden. ich glaube, Harry potter hat sich im Hogwarts-Express nicht anders gefühlt… Hirsche und Schafe schauen ab und zu dem Zug hinterher und fragen sich wahrscheinlich, was in aller Welt den Menschen in diese verlassene Gegend führt, die doch so wunderschön und verzaubert ist. Der Himmel ist bedeckt. Es herrscht das perfekte Wetter, um die Berge rau und wild wirken zu lassen…

Ich bin gespannt auf Edinburgh und die kommenden Erlebnisse, höre jetzt auf zu schreiben, weil ich eine unfassbar schöne Landschaft zu genießen habe…

Macht es gut!

Eure Lara

at the far north- freezing thurso

Unser Zug nach Thurso verließ den Bahnhof um zwanzig vor elf. Wir hatten Sitzplätze an einem Tisch bekommen und während wir an der Invernesser Bucht vorbeifuhren, verbrachte ich die Zeit damit, meine Wanderleggings zu nähen und Musik zu hören. Je nördlicher uns die Gleise führten, desto eisiger wurde die Landschaft. Schnee bedeckte nun nicht mehr die hohen Berge der Highlands, sondern begann nun auch, sich über das flache Land zu legen. Manchmal fuhren wir parallel zur Küste, manchmal durch flaches, oder auch bergiges, Land. Die Gegend wurde immer unbewohnter. Irgendwann gab es nur noch „alternative Haltestellen“, bei welchen man „drücken“ musste, wenn man wollte, dass der Zug anhielt. Manche Bahnhöfe standen mitten im Nirgendwo. Kein Haus, keine Straße weit und breit. Und dann kam die Tundra.

Tatsächlich gibt es eine schottische Tundra und das einzige, was sich, neben dem Strom, durch die flache Landschaft schlängelte, waren die Schienen unseres Zuges. Die weite Ebene war baum- und strauchlos und schneebedeckt. Plötzlich durchbrach eine Ansammlung an Bäumen den endlosen Ausblick und mit dieser kamen die Hirsche. Ihr riesiges Geweih tauchte aus dem Unterholz auf, dann schienen sie plötzlich überall zu sein- auch direkt neben den Gleisen, scheinbar zum Anfassen nah. Am Horizont tauchten wieder die verlockend weißen Gipfel der Highlands auf, doch unser Zug fuhr weiter. Gen Norden. Ich versuchte, mit meinen Eltern zu telefonieren, doch die Verbindung brach immer wieder ab: Kein Netz in so menschenleerer Einöde.

Dann, mit der Einkehr in den nächsten Bahnhof, kehrte das Leben zurück.

Wir erreichten Thurso um halb drei. Thurso liegt an der Küste und gilt als nördlichster Punkt auf Schottlands Festland. Hier erwartete uns Richard in seiner Wohnung, in welcher wir über AirBnB ein Zimmer gebucht hatten- mit Meerblick (ein bisschen zumindest)!

Mit einsetzender Dämmerung gingen wir hinaus, um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Das Meer zu sehen, erfreute mich sehr! Anhand der Informationstafeln, welche überall in der Stadt angebracht sind, erfuhren wir, das Thurso vor rund eintausend Jahren von den Wikingern gegründet wurde, welche ihren Hauptwohnsitz auf den Orkney-Islands hatten. Diese liegen in unmittelbarer Nähe zur Küste und sollten eigentlich unser Reiseziel sein, doch auf Grund unregelmäßiger Fahrzeiten der Fähre und eines hohen Kostenaufwandes, entschieden wir uns, in Thurso zu bleiben und die Inseln nur aus der Ferne zu betrachten. Die Wikinger jedenfalls, machten Thurso zu einem wichtigen nordischen Handelshafen, welcher bis ins 18. Jahrhundert in seiner „ursprünglichen“ Form existierte.

Bei Lidl machten wir erst einmal einen weiteren Drei-Tages-Einkauf für nur £8,50- dazu gehörte sogar frisches Obst und Gemüse- und Fleisch!
Da wir uns nun im „hohen Norden“ des Vereinigten Königreiches befinden, werden die Stunden des Tages, in welchen es hell ist, merklich weniger. So bricht die Dämmerung bereits gegen halb vier herein. Man verbringt also viele Stunden des Tages im Haus, unterhält sich, kocht, schaut Filme und spielt (in unserem Fall wäre da nur ein einziges Kartenspiel, das wir spielen können, nämlich „The Game“ 😀 )…

Der nächste Tag war ein Sonntag. Sonntags fahren hier in der Gegend keine Busse (ist fast wie bei mir Zuhause, aufm Berg) und das Museum hatte auch nicht geöffnet, also beschlossen wir, statt unseres Ausfluges nach „Dunnet Head“, der Halbinsel mit Klippen, welche rechter Hand von der Thurso-Bucht liegt, einfach von Thurso aus los zuwandern. Unser Haus liegt im Westen der Bucht, direkt gegenüber des Fährhafens von Scrabster. Von dort laufen die Fähren nach Stromness aus, der „Hauptstadt“ auf den Orkneys. Scabster scheint nur einen Katzensprung entfernt, in Wirklichkeit sind es aber immerhin schon einmal drei Kilometer, die wir bis zum Hafen, oberhalb der Küste entlang liefen.

Am Leuchtturm vorbei, führte uns der Pfad immer weiter auf die Halbinsel, auf welcher der Hafen angesiedelt ist.

 

Wir kamen zu einer unglaublichen Steinformation, dessen gigantisches Ausmaß sich auf den Fotos kaum erkennen lässt. Wie von Menschen fein säuberlich aufgeschichtete Steinplatten, ragten die quaderförmigen Felsformationen vor den Klippen auf. Eine Höhle, zu welcher sich das Meer ihren Zugang gesucht hatte, ließ das Rauschen noch hundert Mal lauter von ihren hohen Wänden widerhallen. Wir waren ganz allein an diesem magisch-mysteriösen Ort und genossen es in vollen Zügen.

Wer findet Lara?!

Dann wanderten wir an den Klippen entlang gen Westen. 

Die gelbliche Tundra-Steppe wurde lediglich von kleinen vereisten Wasserläufen durchbrochen, die zu überqueren, uns zur Konzentration zwang, wollten wir doch nicht auf dem Eis ausrutschen. Der eisige Wind, welcher über die baumlose Ebene pfiff, und ein kleines aggressives Pony, welches uns den Weg versperrte, machten den Gang nicht gerade einfacher.

Nach elf Kilometern, wunderschönen Aussichten und einer, nun tiefstehenden, blassen Wintersonne, erreichten wir Thurso. Völlig taubgefroren (Beine- also nicht weiter schlimm) stellte ich mich erst einmal unter die heiße Dusche, dann machten wir den Tassenkuchen, welchen uns Neles Mama geschickt hatte. Ein langes Küchengespräch folgte… Zum Abendessen gab es Süßkartoffeln, welche wir wie „jacket potatoes“ einfach im Ofen durchgaren ließen, dazu Weißkohl à la Papa und, ganz deutsch (Lidl eben) „Frankfurter Würstchen“. Verfeinern tat ich das Gericht noch mit Cranberry Sauce, welche ich hier wirklich lieben gelernt habe und in Deutschland bestimmt schmerzlich vermissen werde… Danach waren wir pappsatt.
Wir hatten mal wieder den Luxus, einen Fernseher auf unserem Zimmer zu haben und entdeckten, dass auf „itv“ gerade „Titanic“ angefangen hatte. Und so schauten wir den tieftraurigen Film, während draußen ein dunkelgelber Halbmond am Himmel stand.

Den Montag wollten wir nutzen, um ins Heimatmuseum zu gehen, uns einen Überblick über die Stadt und ihre Geschichte zu verschaffen. Doch als wir bei bestem Wetter vor dem Museum ankamen, mussten wir feststellen, dass es den Winter über geschlossen hatte. So wurden unsere Pläne für den Tag also zunichte gemacht. Wir ließen uns nicht unterkriegen, gingen in verschiedene Läden und schauen uns an, was die Stadt so zu bieten hatte. In einer kleinen unscheinbaren Bücherei entdeckten wir alte Schätze aus längst vergangenen Zeiten.

Thursos Wikinger hatten ihren Sitz, wie bereits erwähnt, auf den Orkneys, erbauten dann aber auch eine Festung auf dem Festland, da Thurso als Handelsstadt immer einflussreicher wurde. Jene Festung ist nicht mehr erhalten, aber dafür gibt es eine Ruine der neueren Burg, welche erst 1872 erbaut wurde. Die Ruine liegt direkt am Meer, aber auch an der Stelle, wo der Fluss ins Meer mündet. Die Wikinger nannten den Fluss „Thurso“, was übersetzt „Thors Fluss“ heißt, als sie am Strand landeten. Das Gebiet ist heute als „Sutherland“ bekannt, „Südland“. Warum? Weil die Wikinger mit ihren Schiffen aus Skandinavien und Island kamen und Schottland für sie eben im Süden lag.

Wir folgten dem rauen Verlauf der Küstenlinie gen Osten, über einen kleinen Trampelpfad, welcher oberhalb des Strandes verlief. Im Wasser beobachteten wir die Surfer, welche extra für die Wellen anreisen. Nicht umsonst war Thurso bereits zweimal Gastgeber der Kajak- und auch Surfweltmeisterschaften. Und die Wellen sind wirklich einzigartig! So türkis-weiß-blau, wenn sie sich brechen, die Wassermassen unter gewaltiger Lautstärke auf den Gesteinsplatten aufkommen und tosend an den Strand heranrauschen. Fasziniert erklommen wir eine alte Aussichtsplattform und genossen den Rundblick. An der „Steilküste“ machten dicke Eiszapfen das winterliche Ambiente perfekt.

Irgendwann drehten wir, nach einer Apfelpause, um und machten uns auf den Rückweg. Die Sonne tauchte Thurso in güldenes „Abendlicht“ (am Nachmittag um halb drei). Das Einzige, was etwas störte war der eisige Wind, welcher unsere Oberschenkel zum Absterben brachte…
Auf einer Bank machten wir Halt, um das Panorama zu genießen und abzuspeichern. Und dann sahen wir sogar noch die Köpfchen dreier Robben, welche munter durch das Eiswasser schwammen.

Nele hatte auf dem Weg in die Stadt ein Pfund gefunden, damit gingen wir jetzt zu Lidl und kauften uns drei Apfeltaschen aus Blätterteig (bargain!), welche wir Zuhause im Backofen aufwärmten und dann mit Kaffee und Tee genossen. Es wäre der perfekte Abschluss unseres Thurso-Abenteuers gewesen, hätten sich bei mir nicht auf einmal merkwürdige Bauchschmerzen eingestellt. Ich diagnostizierte mir, ohne Zweifel, eine Blasenentzündung, welche ich mir wohl eingefangen haben muss, als wir wanderten und der eisige Wind unsere Beine betäubte. Ich habe vorher noch nie eine Blasenentzündung gehabt und kann nur sagen: Gott sei Dank! Aber am frühen Abend schien alles noch aushaltbar…

Um ein Uhr nachts schlüpfte ich in meine Leggings, darüber kam die Winterleggings, dann eine kurze Sporthose und zuletzt eine Jogginghose; meine Füße steckte ich in drei Paar Socken. Mehr als ich letztendlich anhatte, kann man kleidungstechnisch wirklich nicht tragen. So machten wir uns dann auf den Weg hinaus in die Nacht, hofften wir doch, als Höhepunkt unseres Ausfluges die Nordlichter zusehen zu bekommen. Unsere „Aurora-App“ zeigte 31%-ige Wahrscheinlichkeit, jetzt hieß es „Glück haben“. Wir entfernten uns immer weiter von den Straßenlaternen und stellten uns auf ein dunkles Feld. Allein der Blick in den Himmel war diesen nächtlichen Ausflug schon wert! Millionen und Abermillionen Sterne standen am Firmament und funkelten uns entgegen. Wir standen einfach nur da und schauten hinauf. Belohnt wurden wir mit Sternschnuppen, die vom Himmel fielen und dem ganzen Erlebnis eine gewisse Magie verliehen. Die Nordlichter sahen wir nicht, denn irgendwann wollte ich wieder rein, hatte ich doch das Gefühl, die Entzündung würde sich verschlimmern…

Da ahnte ich noch nicht, dass ich die halbe Nacht (von drei bis halb fünf) im Badezimmer verbringen würde, ein Handtuch zwischen den Zähnen, um irgendwie den Schmerz auszugleichen. An Schlaf war in dieser Zeit nicht zu denken, das kalte Badezimmer trug aber auch nicht gerade zur Besserung meiner Situation bei. Um halb fünf schlief ich dann endlich erschöpft ein. Ich erwachte um neun, mir ging es bereits besser. Die Tabletten von Neles Patentante (Danke, Moni 🙂 ) sorgten dafür, dass es von da an bergauf ging und ich jetzt hier im Zug auf einem Sitzplatz und nicht auf der winzigen Zugtoilette sitze. Was ich letzte Nacht erlebt habe, wünsche ich nicht meinem ärgsten Feind! Aber Blasenentzündungen gehen vorbei und ich werde mich in Zukunft definitiv (noch) dicker anziehen!

Wir fahren gerade wieder durch die Tundra und ein Blick aus dem Fenster lässt mich auf Hirsche (rechts) und Schafe (links) blicken, welche dem Zug verwundert hinterherschauen.

Unser Weg wird uns heute nach Fort William führen, der Stadt, welche in der Nähe von „Ben Nevis“ liegt, dem höchsten Berg Großbritanniens. Am Bahnhof treffen wir Clint, welcher für die nächsten drei Nächte unser Couchsurfing-Gastgeber sein wird- ich bin gespannt, wie es wird!

So viel von mir heute, hoffen wir mal auf Besserung, was meine Gesundheitszustand betrifft, bei Nele ist übrigens alles „roger“ 🙂

Bis bald!

Eure Lara

rainy days in inverness(ie)🐉🐲🐊

Wir nahmen also den Zug nach Inverness, Richtung Norden sollte es ab jetzt gehen. Die Landschaft hinter Glasgow ist so, wie man sie auch aus den Fenstern der irischen Busse sehen konnte: Grün und matschig. Nebel und Regen sorgten für eine richtige Schlecht-Wetter-Stimmung. Nele und ich hatten das Glück, obwohl wir keine Platzreservierungen gebucht hatten, nach einer kurzen Zeit des Wartens, Sitzplätze zu finden, hörten Musik, sahen zu wie die Welt an uns vorbeizog, die Landschaft immer hügeliger wurde. Die Hügel wurden zu Bergen und Felsen, der Regen zu Schnee. Die Aussicht war atemberaubend. Hohe Fichten bildeten einen dunkelgrünen Kontrast zu dem weißen Schnee und dem grauen Gestein. Die Laubbäume wirkten wie Skelette, welche in ihrer Bewegung erstarrt waren. Grauweiße Flechten überzogen ihre Äste, hingen daran herab. Hinter dem Wald ragten die schneebedeckten Berge in den Himmel, die Gipfel in weiße Wolken gehüllt. Nebel kroch aus einem Tal hervor. Zu unserer Rechten, floss ein Gebirgsfluss hinab ins Tal, sein Wasser blaugrau glitzernd. Felsen ragten aus ihm hervor und es fehlte nur noch ein Bär in der Szenerie, der sich einen Fisch fing. Auf frostigen Wiesen standen vereinzelte alte Höfe. In den Wohnhäusern aus Stein brannten einladend-wirkende Lichter. Die typischen Steinmauern waren mit einer Schicht Puderzucker überdeckt, begrenzten Felder und Wiesen. Ich hätte den Zug am liebsten angehalten, wäre ausgestiegen und hätte Fotos gemacht, oder, noch besser, die Landschaft gemalt. Ich weiß jetzt wirklich, woher die Künstler ihre Inspiration nehmen, wenn sie Szenen in der unberührten Natur malen wollen…

Je näher wir Inverness kamen, desto mehr entfernten wir uns von den hohen Highland-Bergen. Der Schnee verschwand und enthüllte die rostbraune Natur, die so typisch für Schottland ist (es gibt hier so viele Gräser und Bodengewächse…) Die Sonne kam heraus und erleuchtete die Bergspitzen vor dem graublauen Himmel.

Dann war es so weit. Wir erreichten Inverness um halb zwei und wurden von Fergus bereits erwartet. Vier Nächte Couchsurfing sollten uns nicht nur neue Erlebnisse, Bekanntschaften und Einsichten in einen weiteren Haushalt gewähren, sondern auch eine ganze Menge Geld sparen lassen. Er wohnt mit seinem Bruder zusammen in einem Haus, nicht weit vom Zentrum von Inverness entfernt. Und weil er abends arbeiten musste, aber Zeit mit uns verbringen wollte, nahm uns in seinem Auto direkt nach unserer Ankunft mit zu Loch Ness. Nessie, das Seeungeheuer, haben wir leider an diesem stürmischen und regnerischen Nachmittag nicht gesehen, aber das Loch hat uns trotzdem gefallen. Loch Ness ist übrigens das größte Gewässer im gesamten vereinigten Königreich. Durch einen Gletscher aus der letzten Eiszeit entstanden, ist der See nun 230 Meter tief, 1,5 Kilometer breit und ganze 37 Kilometer lang. Aufgrund der Kälte, machten wir uns aber schnell wieder auf den Rückweg, nicht ohne eine Fahrt über die beeindruckenden Gipfel der Berge, welche Loch Ness umgeben.

Nachdem Fergus seine Arbeit beendet hatte, fragte er uns, ob wir nicht lust hätten, noch mit in den Pub zu kommen. Und so machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Im Pub wurde traditionelle Musik gespielt. Wir tranken Cider, unterhielten uns und lernten uns so etwas besser kennen. In einem zweiten Pub ließen wir den Abend dann ausklingen, ehe wir durch die Nacht nach Hause liefen, wo wir auf der Couch, in unsere Schlafsäcke gehüllt, in einen tiefen Schlaf fielen, es war ja auch schon zwei Uhr nachts!

Deshalb begann der nächste Tag auch erst am Mittag. Wir standen spät auf, machten uns dann aber zügig auf den Weg in die Stadt, um vor Einbruch der Dunkelheit wenigstens etwas zu sehen. Das Schloss in Inverness thront über dem Stadtzentrum. Es gibt Berichte, die bis noch vor das Mittelalter zurückreichen, in welchen das Schloss bereits das erwähnt wird. So wie es jetzt dort steht, wurde es aber erst 1836 erbaut.

Unterhalb des Schlosses liegt eins der schottischen Heimatkundemuseen. Wir gingen hinein und erfuhren viel über die Geschichte der Highlands, über die Geologie, aber auch über die verschiedenen Völker und Siedler, welche in den Highlands, um Inverness herum, gelebt haben.

Im oberen Teil der Gallerie gab es zudem noch moderne Kunst zusehen.  Es war die bis jetzt beste Ausstellung, die wir, meiner Meinung nach, besucht haben! Das zentrale Thema waren „Automata“. Kleine Geräte, welche sich durch Mechanismen auf Knopfdruck bewegen. Auch wir, als nun mehr oder weniger, Erwachsene, hatten riesigen Spaß und waren begeistert von der „Einfachheit“ der Gegenstände, wurden sie doch früher noch (in vereinfachter Form) als Spielzeuge genutzt. Die Feinarbeit und Liebe, welche sichtbar in die Erschaffung gesteckt worden waren, verliehen den Kunstwerken ihren wundervollen Reiz.

Als wir das Museum verließen, begann es bereits zu dämmern. Wir verspürten Hunger und weil Lidl und Aldi nicht allzu nah an der Innenstadt liegen, machten wir uns auf den Weg dorthin. Für zehn Euro erhielten wir Abendessen und Obst, welches uns die nächsten vier Tage versorgen sollte. Bei Lidl gab es dann einen knusprigen Laib Brot, welchen wir mit Butter auf einer Bank aßen, welche direkt neben dem Fluss „Ness“ steht, welcher durch Inverness fließt (im Loch Ness entspringt und im Meer mündet). Dann ging es zurück nach Hause, wo wir Tomatensuppe löffelten und mit Fergus, unserem Gastgeber, den „Monty Python“- Film „Der heilige Gral“ schauten.

Shortbread, shortbread, shortbread

Den nächsten Tag nutzten wir, um uns den Rest der Stadt anzusehen. Wir schliefen wieder extrem lange und so war es bereits halb drei, als wir das Haus verließen. Eigentlich wollten wir über die „Ness Islands“ (Parkinseln) zum Botanischen Garten der Stadt, doch es stellte sich heraus, dass diese über die Winterferien geschlossen hatten. Wir nutzten den „Riverside“ Wanderweg, um, entlang des Flusses, zur Kathedrale der Stadt zu laufen. In ihr verbrachten wir eine ganz schön lange Zeit, führten ein Diskussion und genossen die Stille. Es war also wieder dunkel, als wir das Gebäude verließen. Wir liefen durch die Stadt, gingen in ein Einkaufszentrum und schauten in die verschiedenen Läden hinein.

Das Theater und Kino in Inverness

Zuhause unterhielten wir uns noch mit Fergus über Musik und das „Fiddle“-Spiel, ehe wir schlafen gingen.

Eigentlich wollten wir am Freitag, unserem letzten Tag, dann wandern gehen, aber weil das Wetter nicht mitspielte, hatten wir einen anderen Plan. Am Vortag waren wir am örtlichen Schwimmbad vorbeigelaufen und da wollten wir nun hin. Für nur £4,50 pro Person, erhielten wir Zugang zu einem Schwimmerbecken und einem warmen Becken, zu einem Strom, zu drei Rutschen, eine davon eine 90°-Rutsche mit freiem Fall, zum Whirlpool, zu Sauna zu einem Dampfbad und zu einer gesonderten Liegefläche mit Fernsehern. Den ganzen Tag über ging es also von der Sauna in den Whirlpool, vom Whirlpool ins Dampfbad und vom Dampfbad vor den Fernseher. Zwischendurch aßen wir Schokolade und Vollkornbrot mit Käse (ich fühlte mich wie ganz früher, als ich mit meiner Mama und Anike im Mediterrana schwimmen gewesen bin). So ging der Tag sehr, sehr, sehr entspannt und warm und wohlig vorüber. Jetzt wir ziemlich müde und freuen uns auf unsere Schlafsäcke!

Schwimmen mit Panoramablick auf die Highlands

Morgen früh (also am Samstag) geht es dann weiter in den hohen Norden, nach Thurso. Dort werden wir in einem AirBnB übernachten, bevor wir wieder Couchsurfing machen…

Schlaft gut!- also nur, wenn es gerade bei euch auch Abend ist- Fühlt euch gedrückt und bis ganz bald!

Eure Lara